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Die Museumslandschaft Bayern

Bayern ist eine der reichsten Museumslandschaften in Deutschland und Europa. Rund 1.300 kunst- und kulturhistorische Museen, Burgen und Schlösser, archäologische und naturkundliche Sammlungen, Museen der Technik- und Industriegeschichte sowie Bauernhof- und Freilichtmuseen spiegeln die vielfältige Kultur und die bewegte Geschichte des Freistaats wider. 

Kulturelle und landschaftliche Vielfalt im Freistaat

Bayern ist das flächenmäßig größte deutsche Bundestand. Der Freistaat steht schon aufgrund dieser Ausdehnung, nicht zuletzt aber dank seiner Geschichte wie kein anderes Bundesland für kulturelle Vielfalt. Seine Landschaften umfassen fruchtbare Ebenen, sanftes Hügelland und Mittelgebirge ebenso wie Teile der Hochalpen. Zu Altbayern (in etwa heutige Bezirke OberbayernNiederbayern und Oberpfalz), den Landesteilen, welche durch Mundart und Kultur die üblichen Klischees bayerischer Lebensart am ehesten bedienen und die Stammlande der vom Mittelalter bis zum Ende des Ersten Wettkriegs regierenden Wittelsbacher umfassen, kamen im frühen 19. Jahrhundert bei der Bildung des Königreichs die fränkischen Bezirke und Schwaben hinzu. Sie waren bis dahin geprägt von politischer Zersplitterung. Reichsstädte, geistliche und weltliche Territorien existierten selbstbewusst nebeneinander, was zu unterschiedlichen Entwicklungen auf kleinem Raum und ausgeprägten Eigenheiten führte.

Die Konfession — in Altbayern nahezu durchgehend katholisch, in Schwaben katholisch mit protestantischen Gemeinden v.a. in den Reichsstädten, in Franken vielfach protestantisch mit bedeutenden jüdischen Gemeinden — war dabei ein wesentlicher Faktor. Auch die herkömmlichen Wirtschaftsformen wichen aufgrund der divergierenden klimatischen und landschaftlichen Bedingungen in den einzelnen Landesteilen stark voneinander ab: In der bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Wirtschaft bestimmenden Landwirtschaft spannte sich der Bogen von der Weidewirtschaft im Alpenland bis zum Weinbau in Mainfranken, von den kargen Möglichkeiten der Bewirtschaftung in der Rhön oder im Oberpfälzer Wald bis zu den wohlhabenden Bauern im niederbayerischen Gäuboden. In den städtischen Zentren Augsburg und Nürnberg blühten schon früh Handel und Industrie auf, während die kurfürstliche, später königliche Residenzstadt München vor allem als Verwaltungszentrale und — nachdem sie Ingolstadt in dieser Rolle abgelöst hatte — Universitäts-, schließlich auch Kunststadt Bedeutung erlangte. Bier im Süden, in der Mitte und im Osten, Wein im Nordwesten, Semmelknödel oder Kartoffelkloß, zum Klischee stilisierte oberbayerische Lederhose oder konfessionell bestimmte Tracht im Fränkischen — im traditionellen täglichen Leben ließen sich Herkunft und regionaler Brauch unschwer unterscheiden.

Geschichte der Museen in Bayern

Diese über die Jahrhunderte gewachsene Vielfalt hat in den Museen Bayerns ihren Niederschlag gefunden. Dies ist in einer Zeit, in der regionale kulturelle Unterschiede gegenüber dem gesellschaftlichen Mainstream immer mehr zurücktreten, von zunehmender Bedeutung für die regionale oder lokale Identitätsbildung. Die Museen bewahren das Wissen und Kulturgut früherer Generationen nicht auf, um in nostalgischer Verklärung die vermeintlich gute alte Zeit hochleben zu lassen, sondern um beides weiterzugeben und die Freude an dem Besonderen, Einzigartigen zu erhalten. Sie haben heute eine wichtige Funktion: als kultureller Anker und öffentlicher Wissensspeicher, nicht zuletzt als Treffpunkt aller Gruppen der Gesellschaft, als Diskussionsplattform, aber auch als Einrichtungen, die sich in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen und Stellung zu sozialen und politischen Entwicklungen beziehen.
Das war nicht immer so.

Die Anfänge der bayerischen Museen gehen zurück auf herrschaftliche Schatz- und Wunderkammern. Sie dienten der Repräsentation, sollten die Besuchenden staunen machen und gleichzeitig die Bedeutung des fürstlichen Sammlers hervorheben. Der Kunstbesitz des Hauses Wittelsbach bildete so den ersten und wesentlichen Grundstock späterer staatlicher Museen. Bereits ab der Mitte des 16. Jahrhunderts hatte Herzog Albrecht V. (reg. 1550-1579) Gemälde zusammengetragen. Das Antiquarium in der Münchner Residenz wurde ab 1570 errichtet, um die Sammlung griechischer und römischer Plastiken (bzw. von ihnen gefertigter Kopien) des Kurfürsten aufzunehmen. Sie war damals die bedeutendste Zusammenstellung ihrer Art nördlich der Alpen.

Die Kurfürsten Maximilian I. (reg. 1594-1651) und Max II. Emanuel (reg. 1679-1726) erweiterten die Kunstsammlungen wesentlich. Bedeutenden Zuwachs erhielten die Bestände aber vor allem durch den nach München verbrachten Besitz der weiteren Wittelsbacher Linien, besonders durch den aus der Pfalz kommenden Kurfürsten Carl Theodor (reg. 1777-1799) und seinen Nachfolger Max IV. Joseph (reg. 1799-1825), der 1806 zum ersten bayerischen König gekrönt wurde. Parallel dazu fand sich die Freude an Erwerb und Besitz schöner und repräsentativer Dinge auch in den Territorien, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts Altbayern ergänzen sollten, so in diversen fränkischen und schwäbischen weltlichen wie kirchlichen Residenzen oder in den Reichsstädten mit ihrem Patriziat und begüterten Bürgertum. Ihre Einverleibung ins entstehende Königreich führte zur Zentralisierung weiterer großer Bestände an Kunstschätzen.

Im Zeitalter der Aufklärung Ende des 18. Jahrhunderts war die Forderung laut geworden, im Sinne der „Volksbildung” Kunstsammlungen zu öffnen. Zu staatlichen Gründungen von Museen im engeren Sinne, also öffentlichen Institutionen, die ihre Sammlungen auch erforschen und den Besuchern vermitteln sollten, kam es erst zu Zeiten des kunstbegeisterten Königs Ludwig I. (reg. 1825-1848). Er ließ in München die Glyptothek (eröffnet 1830) und die Alte Pinakothek (1836) errichten.

Etwa zur gleichen Zeit trugen im Land engagierte Bürger, oft organisiert in Historischen Vereinen, „Altertümer” und naturkundliche Sammlungen zusammen. Als ältestes „nichtstaatliches” Museum Bayerns gilt das Stadtmuseum im schwäbischen Lauingen, das nach Sammlungsbeginn schon im 18. Jahrhundert bereits um 1810 öffentlich zugänglich war. Ab 1822 sollte in Augsburg eine Sammlung römischer Funde nicht zuletzt zur Bildung der „studierenden Jugend” beitragen. Unterstützt wurden solche Initiativen durch das Königshaus, das ein föderatives Nationalbewusstsein und gleichzeitig einen regionalen Landespatriotismus fördern wollte. So riet Ludwig I. 1830 beispielsweise bei einem Besuch Bayreuths dem dortigen Bürgermeister, ein „Antiquarium” anzulegen.

Zentrale Bedeutung für die Museumsentwicklung in Bayern im 19. Jahrhundert erlangten schließlich die Gründung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg (1852) und die Einrichtung der 1853 eröffneten Neuen Pinakothek sowie des Bayerischen Nationalmuseums (1867) in München.
Die Beschäftigung mit dem Volksleben gewann im späten 19. Jahrhundert an Interesse. Viele der nun vermehrt in Bayern entstehenden Museen widmeten sich neben historischen Relikten und Kunstsammlungen auch der „Volkskunst”. Mit einer zunächst noch provisorischen Ausstellung traten 1906 im Deutschen Museum München Naturwissenschaften und Technik in den Fokus der Museumsarbeit.

1907 zählte man bereits 125 Museen im heutigen Staatsgebiet, dazu acht in der damals noch zu Bayern gehörenden Pfalz. Mit dem Ende der Monarchie 1918 gingen viele Schlösser und vormals wittelsbachischer Besitz an den jungen Freistaat über und boten neue Möglichkeiten zur musealen Nutzung. Insbesondere die Schlösser des „Märchenkönigs” Ludwig II. (reg. 1864-1886) Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee entwickelten sich schnell zu Publikumsmagneten. 

In der NS-Zeit war München als „Hauptstadt der Deutschen Kunst” und spätere „Hauptstadt der Bewegung“ neben Nürnberg und Berlin eines der wichtigsten Zentren für das nationalsozialistische Regime. Namhafte Neugründungen wie das 1937 eröffnete „Haus der Deutschen Kunst“ (externer Link, öffnet neues Fenster) und das 1938 eröffnete „Deutsche Jagd- und Fischereimuseum“ (externer Link, öffnet neues Fenster) in München waren Teil der Selbstdarstellung des Regimes. 1939 nennt ein Museumsverzeichnis 331 bayerische Museen, die nun den Einflüssen der NS-Ideologie unterlagen. Viele bayerische Museen profitierten vom nationalsozialistischen Kunst- und Kulturraub, indem sie kostengünstig enteignete Kunstwerke und andere Wertgegenstände aus jüdischem Besitz oder aus besetzten Gebieten erwarben. Die Aufarbeitung dessen dauert bis heute an.

Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen hemmten zunächst die weitere Entwicklung der bayerischen Museen, führten aber auch zu neuen Entwicklungen. So wurde auf Anregung der amerikanischen Militärbehörde bereits im Dezember 1945 im Augsburger Schaezlerpalais eine der ersten Ausstellungen von ehemals als „entartet“ verfemter Moderner Kunst der Nachkriegszeit organisiert. Schauplätze des NS-Terrors, wie die Konzentrationslager in Dachau und Flossenbürg, der Obersalzberg und das ehemalige Reichsparteitagsgelände wurden musealisiert. 

1968 führt ein Handbuch der bayerischen Museen und Sammlungen 303 Einrichtungen an, nun allerdings ohne die Museen der Pfalz. Die bald darauf einsetzende „Nostalgiewelle” verlieh neuen Museumsgründungen jedoch gewaltigen Vortrieb. Vor dem Hintergrund sich rapide wandelnder Wirtschafts- und Wohnformen wurden in den 1970ern auch Freilichtmuseen mit ganzheitlichen Ausstellungen der nun zuende gehenden Lebenswelten eingerichtet, ergänzt durch Spezialmuseen zu aussterbenden Wirtschaftszweigen und Produktionsweisen. 1976 fand auch die erste große Bayerische Landesausstellung (externer Link, öffnet neues Fenster) des heutigen Hauses der Bayerischen Geschichte statt.

Seither ist die Zahl der bayerischen Museen kontinuierlich weiter gewachsen, über 552 im Jahr 1981 und rund 900 im Jahr 1991 auf heute über 1.300. Davon befinden sich etwa 1.200 in nichtstaatlicher Trägerschaft: Sie sind also kommunale Einrichtungen oder werden von Vereinen, Stiftungen, Religionsgemeinschaften, Firmen oder Privatpersonen betrieben.

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