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Donnergrollen und Windgeflüster - barocke Special Effects im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth

Weiter geht's #AufdemHolzweg! Aber aufgepasst, denn nach dem leisen Summen der Museumsbienen geht es weiter mit lautem Donnergrollen und Regengeprassel! Gemeinsam mit Gesine Zenker begeben wir uns im wiedereröffneten Markgräflichen Opernhaus Bayreuth auf die Spuren barocker Special Effects. Ihr fragt euch, was das mit Holz zu tun hat? Lasst euch überraschen!

Gastbeitrag von Gesine Zenker, Bayerische Schlösserverwaltung

Wenn wir heute Musik hören wollen, nehmen wir unser Smartphone zur Hand, drücken in der passenden App auf Play und schon haben wir Musik in den Ohren. Doch wie wurden im 18. Jahrhundert die passenden Geräusche und Klänge für die Bühne geschaffen, als es weder Handys, Computer oder Stereoanlagen gab? Im Jahr 2018 wurde das Markgräfliche Opernhaus der Bayerischen Schlösserverwaltung nach einer umfassenden Restaurierung in Bayreuth wiedereröffnet.

Ein Opernhaus für die Tochter des Markgrafenpaares

Prinzessin Wilhelmine und Erbprinz Friedrich von Bayreuth, Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Der Theaterbau, der 2012 als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet wurde, entstand 1748 als repräsentative Spielstätte für die Festlichkeiten zur Hochzeit von Friederike Elisabeth Sophie, der einzigen Tochter des Bayreuther Markgrafenpaars Friedrich und Wilhelmine, mit Herzog Carl Eugen von Württemberg.

Fürstenhochzeiten waren seit jeher einer der bevorzugten Schauplätze dynastischer Repräsentation. Man investierte Unsummen in das Dekorum der Festspektakel. Unverzichtbarer Bestandteil waren aufwändige Festarchitekturen, die Musik und Theater, Schauessen, Feuerwerken, Kostümbällen und Umzügen einen würdigen Rahmen verliehen. Doch wie wurden diese Feste gebührend musikalisch begleitet?

Klang erfüllt den Raum

Da rappelt es im Karton! Die barocke Donnermaschine wartet auf ihren Einsatz, Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Neben den Darstellern auf der Bühne und den Musikern vor der Bühne war ein weiter Akteur im Abseits des Geschehens für ganz besondere Klänge zuständig: der Geräuschemacher. Neben der Instrumentalmusik war er für Töne zuständig, um die Illusion auf der Bühne mit musikdramatischen Gestaltungs-Elementen zu verstärken. Donner, Wind und Regen − in der heutigen Theatertechnik meist Produkte von Soundmaschinen − waren im Barock noch reinste „Handarbeit“. Doch auch zu Zeiten der Markgrafen musste auf keine sinnliche Erfahrung verzichtet werden, ermöglichten doch die verschiedenen Maschinen grollenden Donner, heulenden Wind und prasselnden Regen in der gewünschten Intensität.

Bevor Speichermedien wie Schallplatten oder Tonbänder erfunden wurden, waren live Soundeffekte aus der Unterhaltungsbranche nicht wegzudenken. Schließlich waren das die Vorreiter für die klangvolle Untermalung für Stummfilme, Hörspiele im Radio oder für Sendungen im frühen Fernsehen.

Alles neu und doch so alt

Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Zur Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses und den Bayreuther Residenztagen 2018 bauten die Handwerker der Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth mit dem Theaterexperten Klaus-Dieter Reus Theatereffektmaschinen nach barockem Vorbild in originaler Größe und voll funktionsfähig nach. Diese können und sollen auch direkt vom Besucher bedient und erlebt werden.

Zu bestaunen gibt es eine Wind- und eine Donnermaschine nach den Originalen im Drottningholmer Schlosstheater und eine Regenmaschine nach dem Vorbild des Ostankino Theaters in Moskau. Die Maschinen von beachtlicher Größe − die Regenmaschine ist ca. zwei Meter hoch − produzieren mit einfachen, aber phantasievollen Mitteln die akustischen Illusionen, die das Theater zum Leben erwecken. So entstehen die Windgeräusche durch ein über einen Zylinder gespanntes Segeltuch und die bei Bewegung entstehende Reibung. Donner wird durch Holzbrocken imitiert, die durch einen Holzkasten rollen, und Regen durch herabfallende Erbsen in einem mit Blechlamellen versehenen Schacht.

Jetzt seid ihr dran

Die Residenztage Bayreuth finden auch 2020 statt: am Samstag, 2. Mai und Sonntag, 3. Mai 2020 gibt es besondere Einblicke und Erlebnisse für Groß und Klein. Führungen, Workshops, Theaterdarbietungen, Vorträge und Mitmachstationen nehmen Euch mit auf eine Zeitreise: von der Epoche des Rokoko – als Markgräfin Wilhelmine selbst als Intendantin, Komponistin und Musikerin wirkte – bis in die Gegenwart – mit der modernen, aber denkmalgerechten Sanierung des Markgräflichen Opernhauses.

Mehr Informationen zu den Residenztagen findet Ihr hier (externer Link, öffnet neues Fenster).

Opernhaus Bayreuth (externer Link, öffnet neues Fenster)

April-September: täglich 9-18 Uhr

Oktober-März: täglich 10-16 Uhr

Letzter Einlass ist jeweils 45 Minuten vor Schließung.

Im Opernhaus wird es keinen Führungsbetrieb geben, sondern feste Einlasszeiten (alle 45 Minuten), zu denen eine Multimediashow zu sehen sein wird. Im Anschluss an die Show könnt Ihr dann bis zur nächsten Vorführung in Ruhe das Opernhaus besichtigen. Bitte beachtet, dass es wegen Veranstaltungsproben zu temporären Schließungen kommen kann.

Abb. ganz oben: Das markgräfliche Opernhaus Bayreuth in seiner ganzen Pracht, Foto: Bayerische Schlösserverwaltung