Ein Interview mit Thomas Kurtz von Mules of Marius
Soldaten und Auxiliare, Römerlager, Wachtürme, Straßen oder ganze Legionen - dieser Mann hat das Kommando. Seine Zinn-Legionare, mit "a" nicht "ä" wie es korrekt heißt, erobern Bayern. Nachdem sie schon das Publikum in Kalkriese, in der Nähe des Varus-Schlachtfelds oder in Oberösterreich begeisterten. Die Figuren im Maßstab 1:72 sind detailliert und historisch genau bemalt. Die winzigen, bemalten Schilde etwa fertigt Thomas Kurtz selbst. Er malt die Vorlagen auf Papier, verkleinert und vervielfältigt sie. Im großen Legionsmodell sind es über 300 verschiedene - denn schließlich hat jede Zenturie ihre eigenen Muster und Farben. Die Dioramen sind ein Teil der Ausstellungen, die der Münchner an Museen verleiht; in den Ausstellungen werden die Dioramen ergänzt von Repliken zum Anfassen und lebensgroßen Illustrationen, denen die Besucher auf Augenhöhe begegnen.
Die Römer schafften es, ein Imperium, das die gesamte Mittelmeerwelt umfasste und in dem insgesamt 50-80 Millionen Menschen lebten, mit nur etwa 450.000 Berufssoldaten (Legionare und Hilfstruppen) zu sichern. Etwa 200.000 waren in den Nordwestprovinzen stationiert.
Was man bei aller Faszination für die Effizienz des römischen Militärs und dem großen Interesse an Römer-Ausstellungen, Events und Reenactments nie vergessen darf, ist, dass die römische Armee primär eine effiziente Kriegsmaschinerie war und viele Aktionen der Armee nach heutigen Maßstäben als grausame und zerstörerische Kriegsverbrechen eingestuft werden müssten.
Wie sind Sie zu diesem ausgefallenen Hobby gekommen?
Thomas Kurtz: Alles begann mit einem Referat meines Sohnes an der Schule, das dort so gut ankam, dass wir daraus eine Wanderausstellung für das Klassenzimmer machten. Die Idee daraus eine größere Museums-Ausstellung zu erschaffen, stammt von Christof Flügel und Bernd Steidl: Beide waren von dem Legions-Diorama so begeistert, dass sie die Ausstellung an das Stadtmuseum Regensburg vermittelten, welches im Jahr 2015 die Gäste eines internationalen Limeskongresses empfing. Die Kongressteilnehmer liebten die kleinen Figuren und es folgten noch während des Kongresses Leihanfragen, nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Österreich, England, Kroatien und Polen.
Was ist ein Diorama? Und wie entsteht es?
Thomas Kurtz: Dioramen sind Modelle mit Figuren, oft vor einem gemalten Hintergrund. Die ersten entstanden im 19. Jahrhundert. In manchen wurden sogar die wechselnden Tageszeiten mit Lichtern effektvoll simuliert. Wir kennen sie aus Naturkunde- und Technik-Museen, aber sie sind eben auch in historischen Sammlungen beliebt, weil sie eine Art dreidimensionales Schaubild schaffen. Wie Riesen schauen wir auf eine Miniatur-Welt, werden hineingezogen in ein Stillleben der Geschichte, in der wir immer wieder Neues entdecken, wenn wir unsere Perspektive wechseln.
Die kleinen Figuren stammen von meinem Hobbyfreund Jörg Schmäling. Tagsüber modelliert er Zahnimplantate, in seiner Freizeit kleine Römer in unendlich vielen verschiedenen Posen. Aus einem Drahtgestell wird mit Modelliermasse eine Mini-Figur geformt. Damit werden die Formen gegossen und mit Zinn aufgefüllt. Die Musterfiguren bemale ich selbst, die anderen werden dann mit kleinen Variationen fertig gestellt. Die Modelle bauen mein Freund Friedrich Höchsmann und Daniela und Patrick Ulrich vom Verein Geschichte in Miniatur e.V. - ihr größtes Modell bisher war sieben Meter lang, naturgetreu mit echter Erde und tausenden kleiner Hölzern gestaltet.
Verantwortlich für die Texte sowie für viele lebensgroßen Repliken ist Dr. Christian Koepfer, Historiker und Dozent an der Uni Augsburg. Die lebensgroßen Illustrationen stammen aus der Feder von Graham Sumner, einem Fachmann zum Thema römische Militärbekleidung.
In diesem Film (externer Link, öffnet neues Fenster) könnt ihr euch selbst ansehen, wie die Figuren hergestellt werden!
Thomas Kurtz, Christof Flügel und Nathalie Schwaiger