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Von Sitzkultur bis Kettensägenkunst - 7 Museumsspaziergänge und eine Radtour in Bayern

Auf und zu, auf und zu, da blickt ja niemand mehr durch... Auch jetzt im Inzidenz-Dschungel und solange vielerorts die Museen geschlossen bleiben, müsst ihr nicht auf Kunst & Inspiration verzichten. Bei diesen Open-Air-Ausstellungen und auf spannenden Themenwegen gibt es viel zu entdecken: moderne Fotografie erobert Bushaltestellen in Bamberg, in Erlangen sind die Tiere los und in Neu-Ulm wird die Stadt zur Kunstgalerie. Viel Spaß auf unseren Streifzügen!

1. Aus dem selben Holz geschnitzt - Josef Langs Skulpturen in Oberschönenfeld

Aus einem Stamm gesägt und bis zu fünf Meter hoch, sind Josef Langs Holz-Menschen © Museum Oberschönenfeld

Josef Langs überlebensgroße Holzfiguren spiegeln sein Lebensthema wider: den Menschen und die Menschlichkeit. Ab sofort bevölkern die farb-starken Kettensägen-Kunstwerke des bekannten Bildhauers das Museumsgelände in Oberschönenfeld. Der Künstler, der zwischen München und Denklingen lebt, hat seine bis zu fünf Meter hohen Figuren aus jeweils einem Eichenholzstamm gearbeitet, ohne Stückelung, ausschließlich mit der Kettensäge. Häufig bleiben die Spuren der Baumstämme in Josef Langs Arbeiten sichtbar, denn er sieht sie als Lebenszeichen. Und fast immer kann man in den männlichen Figuren von Josef Lang auch ihn selbst entdecken...

Im Dialog. Holzskulpturen von Josef Lang ¬ eine Freiluft-Ausstellung des Museum Oberschönenfeld (externer Link, öffnet neues Fenster), 21. März bis 3. Oktober 2021

2. Barfuß in die Berge - auf dem Kuhnigundenweg rund ums Bergbauernmuseum Immenstadt im Allgäu

Achtung Kuh-Kreuzung auf dem Kuhnigundenweg © Bergbauernmuseum Immenstadt

„Kuhnigunde“, das Maskottchen des Bergbauernmuseums Immenstadt (externer Link, öffnet neues Fenster) im Allgäu, begleitet euch auf dem fünf Kilometer langen, frei zugänglichen Erlebnispfad (externer Link, öffnet neues Fenster)rund um das Museum durch Hochmoor, Wald und Bergwiesen, wo die ersten Krokusse blühen. Der Weg beginnt oberhalb der Höfle-Alpe und führt zum Ofenrohr im Gebirge, über einen Barfuß-Pfad und zu einem Hochstand mit tollem Alpen-Blick (Dauer ca. 2 Stunden). Mit Schnee oder Schnee-Resten müsst ihr wohl derzeit noch rechnen!

Kennt ihr schon das Netzwerk Allgäuer Museen für Familien? Sie bieten auch tolle digitale Programme und Workshops an. Alle 17 Museen von Kempten bis Lindenberg stellen wir euch in unserem Blog-Beitrag "Ku(h)ltourtipps" vor.

3. Hase und Co. - Rad-Rallye durch den Erlanger Zoo

Stadtveränderunge März 2021
Hase von Inges Idee, 2015, Röthelheimpark Erlangen. Foto: Erich Malter
Der gute Hirte von Heinrich Kirchner, 1953, vor St.-Bonifaz in Erlangen. Foto: Christine Brehm
Die Hohe Bastei der Veste Coburg mit einem „Wegzeichen der Reformation“ im Vordergrund. Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg/Cornelia Stegner

Dieses Science-Fiction-Langohr hoppelt durch den Röthelheim Park in Erlangen. Von welchem Planeten er stammt? Findet es heraus! Eine coole Idee des Erlanger Stadtmuseums: auf der 8 Kilometer langen Radtour könnt ihr den "Erlanger Tiergarten " entdecken. Mümmelmänner, Insekten, große und kleine, wilde und zahme Tier-Skulpturen bevölkern die Stadt. Manche sind leicht zu finden, andere müsst ihr erst suchen...(fast) alle sind absolut zutraulich und man kann sich ihnen ohne Bedenken nähern und sie sogar streicheln.

Den Radlplan mit Quizfragen für die ganze Familie könnt ihr euch im Stadtmuseum Erlangen abholen (bitte vorher anmelden). Und für die erfolgreich absolvierte Tour und die richtigen Lösungen gibt es eine Belohnung und eine Tierexperten-Urkunde!

4. Luther in der Veste Coburg - Wegzeichen der Reformation

Am Karfreitag 1530 traf Luther in Coburg ein, zusammen mit seinem Theologen-Kollegen Melanchton. Sechs Monate machte Luther auf der Veste an der südlichen Grenze des damaligen Kurfürstentums Sachsen Station. Er arbeitete viel, schrieb zahlreiche Briefe und hielt während der Osterfeiertage mehrere Predigten, so auch in der Morizkirche.

Die 13 "Wegzeichen der Reformation (externer Link, öffnet neues Fenster) " verbinden die Veste mit der Kirche und der Altstadt - ein schöner und informativer Spaziergang. In den Kunstsammlungen der Veste Coburg (externer Link, öffnet neues Fenster) könnt ihr auch die Luther-Wohnräume, die Kapelle und Bibliothek besuchen !

Die Veste Coburg und ihre tausendjährige Geschichte, die Kapelle, die Türme und die Bärenbastei werden euch auch im neuen Museumsmagazin (externer Link, öffnet neues Fenster)vorgestellt.

5. Art Bus Stop - Fotokunst von Primož Bizjak in Bamberg

Bamberg. Primož Bizjak in collaboration with Internationales Künstlerhaus Villa Concordia, 2021

"Ich habe 9 Bilder ausgewählt, die auch klar unabhängig voneinander funktionieren. Jedes Werk stellt eine komplett eigene Erfahrung für sich dar, so dass es möglich ist, sie jeweils einzeln zu betrachten oder, noch besser, sie am selben Tag eines nach dem anderen anzusehen", so Primož Bizjak, Stipendiat des Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg. Sieben Monate lebte und fotografierte der in Slowenien geborene Künstler in Bamberg.
Nach fast 20 Jahren Farbfotografie, entschied er, wieder zu Schwarz- Weiß-Aufnahmen zurückzukehren. Aus den über 150 Aufnahmen wählt er 9 Bilder aus, die man in dieser außergewöhnlichen Außen-Ausstellung sehen kann.

Mit dem Projekt ART BUS STOP stellt das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia (externer Link, öffnet neues Fenster)ihre Künstler den Bürgern Bambergs vor. Ein spannendes Format: die Arbeiten auf 2,5 x 3,6 Metern geben dem Betrachtern das Gefühl in das Bild einzutauchen.

Primož Bizjak: Anmerkungen zum Bamberger Projekt (externer Link, öffnet neues Fenster), (externer Link, öffnet neues Fenster) eine Open-Air-Ausstellung gemeinsam mit dem Künstlerhaus Villa Concordia, Bamberg, 16. April bis 6. Mai 2021

6. Ach, diese Landschaft! Idylle auf dem Künstlerweg Dachau

"Ansicht von Dachau", Karl-Schröder-Tapiau, um 1912, Öl auf Leinwand, Dr. Ulrich und Gertrude Lechner Stiftung/Gemäldegalerie Dachau
"Amperbad" August Kallert, um 1920/30, Öl auf Holz, Privatbesitz

Auf den Spuren der Künstlerkolonie könnt ihr Dachau entdecken: im ausgehenden 19. Jahrhundert waren die Kirche und die Stadt ein beliebtes Motiv und Ziel für Landschaftsmaler. Los geht's auf der Terrasse des Rathauses. Von dort habt ihr einen schönen Blick über die Stadt, das Moos und die Berge. Auf eurer Runde durch die Gassen, den Schlosspark und entlang der Amper könnt ihr die beliebten Motive der Landschaftsmaler genießen.

Die Originale der Bilder erwarten euch (bald wieder) in der Gemäldegalerie Dachau (externer Link, öffnet neues Fenster)!

7. Geometrie und Lifestyle - 3 x Kunsttour in Neu-Ulm

Andreas Komotzki, Transfiguration, 1995/2001
Herbert Holz, Die vier Farben des Kantenspektrums in Reihung, 1994
Klaus Staudt, Endlich, 1984/91 Dauerleihgabe Sammlung Dietmar Klütsch
Jozef Legrand, Ein szenischer Stadtsteg für Neu-Ulm, 2008. Fotos: Edwin Scharff Museum

Mitten in der Stadt laden orangefarbene Bänke, beleuchtet von XXL-Lampenschirmen, zum Chillen ein. Das urbane Wohnzimmer von Jozef Legrand ist eine von über 36 Stationen auf drei Kunsttouren: Nr. 1 "Donauabwärts (externer Link, öffnet neues Fenster)" immer am Fluss entlang, Nr. 2 "Entfestigung (externer Link, öffnet neues Fenster)" auf den Spuren der historischen Festung Ulm oder Nr. 3 "Mittelpunkte (externer Link, öffnet neues Fenster)" quer durch die Stadt. Sie sind ein Projekt des Edwin-Scharff-Museums (externer Link, öffnet neues Fenster) und entstanden 2019 für das 150. Stadtjubiläum der noch jungen Stadt.
Die weiße, großformatige Schrift weist euch den Weg zum „Stadtsteg für Neu-Ulm“. Die sechs Bänke des belgischen Künstlers "möblieren" den öffentlichen Raum. Wer den Text auf dem Boden liest, merkt schnell, dass es sich um Aussprüche handelt, die der Künstler so vor Ort gehört haben könnte... Und auch die Neu-Ulmer durften mitmachen und ihre Sätze einreichen, wie z.B .das typisch Schwäbische: „Net gschimpft, isch globt genuag“ oder auch das kosmopolitische "Ciao, ciao".

8. Bis zur Sonne und zurück - auf dem Planetenweg in Bad Kötzting

Der Planetenweg (externer Link, öffnet neues Fenster)im Kurpark des Kneipp-Heilbads Bad Kötzting beginnt - natürlich - bei der Sonne. Sie ist schließlich das Zentrum unseres Universums. 4,5 Milliarden Kilometer sind es von dem ihr entferntesten Planeten Neptun zur Sonne. Diese Distanz wurde maßstabsgetreu auf eine Wanderstrecke von 3,5 Kilometer übertragen. Im Park reihen sich die Gesteinsplaneten Merkur, Venus, Erde und Mars aneinander - und über den Ludwigsberg in Richtung Wettzell folgen die Gasplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Bis zum Pluto, der seit 2006 nur noch zu den Kleinplaneten gezählt wird, sind es weitere 800 Meter am Eingang des Geodätischen Observatoriums Wettzell.
Eine kreisförmige Bodenplatte mit einem Durchmesser von 1,10 Metern ermöglicht es, das Größenverhältnis des jeweiligen Planeten zur Sonne abzuschätzen. Die Erde ist im Vergleich zu ihr nur eine winzige Murmel von einem Zentimeter Durchmesser!
Besondere Anziehungskraft übt der "Kleinplanet Wettzell" aus: ein Granit-Stehtisch im Biergarten der Brauerei Lindner. Er wurde 1999 an der Sternwarte Heppenheim entdeckt und nach dem hiesigen Geodätischen Observatorium benannt.

Die Ausstellung "Faszination Universum (externer Link, öffnet neues Fenster)" in Bad Kötzting entführt euch auf eine Reise Milliarden Lichtjahre von der Erde, in ferne Galaxien und zurück in unsere Milchstraße.

Abb. ganz oben: Jozef Legrand, Ein szenischer Stadtsteg für Neu-Ulm, 2008. Foto: Edwin Scharff Museum

Nathalie Schwaiger