Fünf Museen stellen wir euch hier vor - sie haben sich darüber hinaus zum Netzwerk Zeitgenössische Kunst in der Oberpfalz (externer Link, öffnet neues Fenster) vereint, das sich innerhalb des gemeinsamen Projektes "Museum und Tourismus" der Landestelle für die nichtstaatlichen Museen und der Bayern Tourismus Marketing GmbH entwickelte. Außerdem verbindet die Museen, dass sie mit ihren Sammlungen in historischen Gebäuden untergebracht sind - vom mittelalterlichen Bau bis zum Heimatstil um 1900.
Ihr könnt die Kunst-Spaziergänge draußen an der frischen Luft genießen!
Ein Gastbeitrag des Netzwerks für Zeitgenössische Kunst in der Oberpfalz
Cordonhaus Cham
Seit seiner Gründung 1982 ist die Städtische Galerie Cordonhaus Cham ein Pionier für die Präsentation zeitgenössischer Kunst außerhalb der Metropolregionen wie München oder Nürnberg. Das Cordonhaus, ein ehemaliges Propsteigebäude des Reichenbacher Klosters aus dem 16. Jahrhundert, erhielt seinen heutigen Namen zur Zeit der französischen Revolutionskriege. Es ist eines der größten historischen Ensembles der Stadt Cham. Seit beinahe 40 Jahren zählt es mit seinem ambitionierten Ausstellungsprogramm und seinen sechs jährlichen Wechselausstellungen zu den wichtigsten Kunst-Orten in der Oberpfalz.
„The Sun is the same in a relative Way II" Linda Männel und Meike Männel bis 25. April 2021
„Von berückend zarter, ungemein zeitgemäßer Ästhetik sind die großformatigen Bilder Meike Männels“, schreibt Dr. Teresa Bischoff im Katalog „Ansbach Contemporary 2020“. Bereits zum zweiten Mal präsentiert die 1991 in Nürnberg geborene Meike Männel mit ihrer Schwester Linda Männel, eine Ausstellung unter dem Titel „THE SUN IS THE SAME IN A RELATIVE WAY II“. Beide Künstlerinnen leben und arbeiten in Nürnberg.
Ihr Studium hat Meike Männel als Meisterschülerin von Jürgen Teller an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg 2019 abgeschlossen. Im Cordonhaus stellt sie eine aktuelle Serie an Fotografien in Siebdruck aus.
Linda Männel, geboren 1983 in Hausham, zeigt in Cham Malereien in schwarzer Tusche, überstickt von feinen, dicht aneinander gesetzten horizontalen Linien. Schemenhaft bleiben ihre Motive durch den so entstandenen Farbschleier zart erkennbar; je nach Lichteinfall und Tageszeit verändern sich die Konturen und schimmern unterschiedlich durch das gestickte Garn hindurch. Als Meisterschülerin von Eva Platen hat Linda Männel 2009 ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg abgeschlossen.
Kunstspaziergang Cham
Vom Cordonhaus könnt ihr einen schönen Spaziergang (20 min) entlang des Flusses Regen bis zum Museum SPUR Cham machen. Dabei kommt ihr durch das „Wahrzeichen“ Chams, das rote Biertor. Entlang der früheren Rossschwemme, jetzt Spielwiese und Treffpunkt für Spaziergänger, geht’s zum spätgotischen Gebäude des Museums SPUR. Bei Rossschwemme und im gegenüber liegenden Wäldchen sind Bildhauerarbeiten eines Künstlersyposiums zu sehen. Auf der Brücke über den Regenfluss steht eine Plastik des SPUR-Mitglieds Lothar Fischer. Außerdem steht dort auch eine Erinnerung an den Film „Die Brücke“.
Museum SPUR, Cham
Im ehemaligen "Armenhaus" der Stadt zeigt das Museum SPUR Cham Malerei, Plastik und Arbeiten auf Papier der Künstlergruppe SPUR. Der Antikriegsfilm „Die Brücke“ von Bernhard Wicki, wurde 1959 in Cham und auch im historischen Armenhaus gedreht. Seit 1995 steht auf der Brücke die Eisenplastik „Großer geharnischter Sitzender“ von Lothar Fischer, als Erinnerung an den Film. Die Gruppe junger Künstler hatte im Herbst 1957 in München gemeinsam ausgestellt. Im Januar 1958 gaben sie sich den Namen SPUR. Zu den Mitgliedern zählten Heimrad Prem und Helmut Sturm, beide aus dem Landkreis Cham gebürtig, sowie Lothar Fischer und Hans-Peter Zimmer. Die Ideen und die künstlerische Innovation der Gruppe, die bis 1965 bestand, waren ein bedeutender Beitrag zur internationaler Nachkriegskunst.
Luftmuseum Amberg
Eine Luft-Dusche, einen fliegenden Teppich, einen Pneu-Thron oder eine Einkaufstütenorgel - wenn ihr Skurriles mögt, dann solltet ihr unbedingt das Luftmuseum (externer Link, öffnet neues Fenster) Amberg besuchen. Die "Engelsburg", wie das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert genannt wird, zeigt zeitgenössische Luft-Kunst: Luft zum Anschauen, hören, fühlen, begreifen und wahrnehmen. An der Riechbar könnt ihr eure Schnuppernase testen, euch am Luft-Flipper messen und den Airparc mit seinem Parcours von 24 Luft-Stationen erobern.
Kunstspaziergang Amberg
Seit einigen Jahren ist Amberg offiziell „Luftkunstort“, den ihr bei einem Stadtspaziergang entlang der Vils, die mitten durch die Stadt fließt, genießen könnt. Auf dem Fluss werden im Sommer auch Luftbootrennen veranstaltet. Entlang der Schiffgasse zieren bunte Windräder das Flussufer. Am ehemaligen Zeughaus, das am malerischen Stadtgraben liegt, ankert seit 2018 ein stählernes Luftboot des Künstlers Jean-Marc Gaillard – ein netter Ort, um eine kleine Kunst-Pause einzulegen.
Museum Ludwig Gebhard, Tiefenbach
Das Museum Ludwig Gebhard in der „Alten Schule“ in Tiefenbach zeigt Arbeiten des im Ort geborenen Künstlers Ludwig Gebhard (1933–2007). Der Maler, Grafiker und Bildhauer gehörte vor allem mit seinen farbigen Linolschnitten zu den führenden Druckgrafikern der zeitgenössischen Kunst. Seine innovative Bild- und Formensprache brachte ihm internationale Anerkennung, die durch die Präsenz seiner Werke in öffentlichen Sammlungen wie Pinakothek der Moderne München, Albertina Wien oder Kupferstichmuseum Basel belegt wird.
Die Schausammlung des Museums zeigt farbige Linolschnitte, Radierungen, Plastiken und Leinwände Gebhards sowie textile Arbeiten nach seinen Entwürfen.
Aktuelle Ausstellung: „Ludwig Gebhard - Alles Zeichnung. Von der Skizze über die Feder, den Bleistift und den Buntstift zur Graphit-Lasur“ (bis Ende November vorübergehend geschlossen).
Skulpturenweg Ludwig Gebhard
Ganzjährig frei begehbar, auch jetzt während der Corona-Zeit, ist der Skulpturenweg Ludwig Gebhard (externer Link, öffnet neues Fenster), der Kunstgenuss im Freien bietet - und eine weite Aussicht in die Landschaft des Oberpfälzer Waldes bis zum Silbersee. Seit 2019 sind entlang des Weges hinauf zum Museum 13 Arbeiten Gebhards zu sehen. Die aus Bandstahl geformten oder aus Eisen geschmiedeten Skulpturen aus den Jahren 1981 bis 1986 sind geprägt von geometrischen und organischen Grundformen.
Noch mehr über den Künstler und das Museum erfahrt ihr in unserem Blogbeitrag: Ludwig Gebhard und sein Werk.
Oberpfälzer Künstlerhaus, Schwandorf
Das Oberpfälzer Künstlerhaus wurde in den Jahren 1886 bis 1888 als Wohnhaus erbaut und erhielt im Laufe seiner Geschichte den Hausnamen "Kebbel-Villa". Ihr zweiter Besitzer, Andreas Kebbel aus Irlaching, bezog das schmucke Gründerzeit-Haus von Architekt Johann Urban von 1889 bis 1966 mit seiner Familie. 1988 wurde die Villa nach umfassender Renovierung als Oberpfälzer Künstlerhaus eröffnet. Seither hat das Oberpfälzer Künstlerhaus einen festen Platz im kulturellen Leben der Region.
Neben wechselnden Ausstellungen bietet das Haus in den Werkstätten Workshops für Lithografie, Radierung und Siebdruck, außerdem Kabarett, Lesungen und Künstlergespräche. Jährliche Highlights: die Zeichenkurse "Malen im Park" und Konzertreihen wie der Schwandorfer Klavierfrühling oder das Marionettentheater, das seit 30 Jahren im Künstlerhaus beheimatet ist.
Das Internationale Künstlerhaus des Fördervereins Oberpfälzer Künstlerhaus e. V., ebenfalls auf dem Kebbelvilla-Areal, bietet ein Artist-in-Residence-Programm für 20 internationale Gäste aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur und Komposition. Im Gegenzug dürfen Stipendiaten*innen aus Bayern in den Partnerhäusern im In- und Ausland studieren.
Der Skulpturenpark (von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang geöffnet)
Plastiken von Künstlern aus der Oberpfalz und aus dem internationalen Austausch könnt ihr in zweierlei Settings im Skulpurenpark bewundern: im formalen Barockgarten mit Brunnen und beschnittenen Heckenreihen und im Englischen Garten mit fließenden Übergängen von Rasenflächen, mit Baumgruppen und Sträuchern.
Monumentale Arbeiten von Klaus Caspers (Regensburg) und Leah Jacobson (Vereinigte Staaten) bilden einen Kontrast zu dem architektonischen Himmelszeichen-Ensemble von Hubert Baumann (Neumarkt). Zwei Brunnen des Schwandorfer Künstlers Peter Mayer und dem heute in Kanada lebenden Bildhauer und Digitalkünstler Erwin Regler setzen Akzente im der barocken Anlage. Temporäre Installationen und Interventionen im Raum vervollständigen das Angebot.
Abb. ganz oben: Oberpfälzer Künstlerhaus Schwandorf © bayern.by - Florian Trykowski.
Redaktion Nathalie Schwaiger