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Take a walk - Kunst im öffentlichen Raum in München

Die Sonne scheint, die nächsten Feiertage stehen an und wir dürfen uns alle wieder freier bewegen! Kein Wunder, dass es alle hinaus drängt, in die Parks, in die Straßencafés, in die Biergärten. Auf Citytrips werden wir noch eine Weile verzichten müssen, aber wie wäre es mit einer Stadt-Safari vor der Haustür? Auch da gibt es viel zu entdecken - urbane Kunst, Denkmäler, Lustiges, Skurriles und verborgene Schätze. Wir machen Urlaub "dahoam" und nehmen euch heute mit auf einen Kunst-Spaziergang durch München!

Frei zugängliche Kunstwerke im öffentlichen Raum - auf Plätzen und in U-Bahn-Stationen, an Gebäuden und im Grünen. Bestimmt gibt es da auch Schönes und Unerwartetes, was euch bisher noch gar nicht aufgefallen ist, obwohl ihr jeden Tag dran vorbei geht. Es lohnt sich also, beim nächsten Spaziergang auch mal nach oben - oder nach unten - zu schauen!

Wir freuen uns, wenn ihr eure Entdeckungen mit uns teilt und uns markiert - auf unseren Social Media Kanälen, auf Instagram oder Facebook!

Die Stadt mit neuen Augen sehen - Spaziergänge durch München

Kunst im Untergrund: die U-Bahn-Station Westfriedhof mit Lichtdesign von Ingo Maurer ist für viele MünchnerInnen eine der schönsten

Vielleicht ist es auch eine Chance und etwas, das wir aus den letzten Wochen gelernt haben: nichts für selbstverständlich nehmen. Den Alltag neu sortieren. Die Umwelt wieder mit neuen Augen betrachten. Neue Wege gehen. Wie Scouts in der eigenen Stadt. Ausschau nach kleinen Wundern halten und uns über das freuen, was da ist. Und das ist in München eine ganze Menge!

Selfie-Alarm! Sie sind die Stars in der City-Manege: Die Mae West (liebevoll auch "Strickliesel" genannt) hat die Kurven der Hollywood-Schauspielerin Mae West. Durch die 52 Meter hohe Plastik aus Rohren der Künstlerin Rita McBride fahren seit 2011 die Straßenbahnen Nr. 16 und 17.
Auf der Leopoldstraße spaziert der Walking Man von Jonathan Borofsky, 17 Meter hoch und 16 Tonnen schwer. Und der Balkon am goldenen Friedensengel von 1899 ist einer der liebsten Sundowner-Plätze, 38 Meter über der Isar.

Die Sonne scheint auch unter der Erde

Open Space Art: 92 Stationen könnt ihr mit dem Quivid-Stadtplan entdecken!

Wie elf orangene Sonnen strahlen die Riesen-Lampen (Durchmesser 3,80 Meter) von Ingo Maurer in der 1998 eröffneten Station Westfriedhof - ein wunderschöner Kontrast zu den blauen "Felswänden" im Alpen-Look.

Die Stadt München investiert jährlich 1,5% ihres kommunalen Bauvolumens in Kunst. Dahinter steht das Bewusstsein, dass Kunst und Kreativität wichtige Elemente des urbanen Lebens darstellen, den Stadtraum positiv prägen können und Ausdruck einer offenen, toleranten und pluralistischen Stadtgesellschaft sind.

Etwa die Hälfte des Budgets steht für Kunst im öffentlichen Raum zur Verfügung und die andere Hälfte für die Kunst am Bau (quivid), diese wird im städtischen Baureferat betreut. Das Städtische Baureferat unterhält die Denkmäler und Kunstwerke, die das Stadtbild prägen, wie beispielsweise das Siegestor und den Friedensengel. Insgesamt sind 200 Gedenktafeln, 30 Skulpturen, 32 Brückenfiguren, 31 Kriegsdenkmäler, 67 Denkmäler, 44 Gedenksteine, 71 Kreuze und 7 Kilometersteine darunter.

Neon-Blumen und Reit-Schildkröten

Spurensuche: 300 deutsche und 175 englische Audio Tracks setzen ein virtuelles Denkmal für die Opfer des NS Terrors

Bei Neubauten von Kindergärten, Schulen, städtischen Verwaltungsgebäuden, Kulturbauten und U-Bahnhöfen, bei neuen Grünanlagen, Platzgestaltungen, im Sonderfall sogar bei Kanalbauten werden Künstlerinnen und Künstler beteiligt. Eine Übersicht der Orte des „Kunst am Bau“ ist im Quivid Kunststadtplan (externer Link, öffnet neues Fenster) aufgelistet. Dort sind die seit 1992 realisierten Arbeiten nach Künstlernamen sortiert auch hier zu finden.

Am Georg-Elser-Platz in Maxvorstadt blüht eine Neon-Installation von Silke Wagner, an der Grund- und Mittelschule Führichstraße in Ramersdorf steigen Sieben-Meilen-Stiefel übers Tor (es war Inges Idee), in Pasing am Platz an der Ecke Rathausgasse spielen Kinder im Wasserfontänen-Oval von Jeppe Hein und in der Kinderkrippe Kasperlmühlstraße in Perlach bieten sich Schildkröten von Sabrina Hohmann zum Reiten an.

Erinnerungsschleifen

"Der Weg" führt von der Kunst-Insel zurück zur Natur © Saskia Groneberg

Die Erinnerungskultur im Stadtraum spielt eine wichtige Rolle. Ihr findet sie sichtbar an Plätzen, als Denkmäler oder Brunnen. Oder stiller, wie die Tonspuren der Künstlerin und Musikerin Michaela Melián. Sie hatte den Kunstwettbewerb der Landeshauptstadt München „Opfer des Nationalsozialismus – Neue Formen des Erinnerns und Gedenkens“ gewonnen und die Memory Loops kreiert. Memory Loops ist ein Audiokunstprojekt und wurde in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk / Hörspiel und Medienkunst realisiert.

Auch die App „Orte Erinnern“ des NS-Dokumentationszentrums führt zu 100 Orten in und um München, die mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in Verbindung stehen. Zu den Orten gibt es Hintergrundtexte, Bilder sowie auch Audio und Videodateien.

Wie eine Insel in der Stadt

Dolce vita: italienisches Feeling im Garten des Lenbachhauses © Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München

Seit 2013 holt die „Kunst-Insel“, ein Programm des Kulturreferats der Landeshaupstadt München, großformatige Arbeiten in den öffentlichen Raum auf dem Lenbachplatz.
Von 16. März bis 1. Juni führt dort „Der Weg“, zwei großformatige Fotografien von Saskia Groneberg (externer Link, öffnet neues Fenster), ins Grüne - mittendrin, auf einer Verkehrsinsel zwischen Autos, Tram und Passanten. Die Fotografin, geboren 1985 in München, spiegelt in ihren poetischen Arbeiten das komplexe Verhältnis von Mensch und Natur. Sie forscht an Aspekten domestizierter Natur wie Stadtlandschaften, Parks oder Büropflanzen und ergründet diese als Projektionsflächen des Einzelnen wie auch der Gesellschaft.

Open-Air-Museum

Hier erwarten wir sie ja bereits: die Kunst macht nicht in den Museen aus, sondern dehnt sich auch auf den Museumsvorplätzen aus. Jeder von euch kennt das Werk (vielleicht nicht namentlich?) "Buscando la Luz" von Eduardo Chillida vor der Pinakothek der Moderne oder „Die Liegende“ von Henry Moore vor der Alten Pinakothek. Zum Skulpturenpark der Pinakotheken (externer Link, öffnet neues Fenster) gehört auch die Figur zwischen der Hochschule für Film und Fernsehen und dem Ägyptischen Museum: der gebückte Mensch , ein Werk des Niederländers Henk Visch: „Present Continuous“ (unser Aufmacherbild).

Während regulärer Öffnungszeiten ist der Garten des Lenbachhauses kostenfrei zu besichtigen. Derzeit kann man über die Mauer „hineinlugen“ und neben dem schönen Brunnen auch Werke von Max Ernst erspähen.

Wieviele Löwen bewachen München?

Auf Augenhöhe: der kleinen Schwester der Bavaria begegnet ihr derzeit an der Isar

Das ist eine gute Frage... es sind auf jeden Fall viele! Aus Stein, Bronze, auf Wappen und Fußball-Fan-Schals. Außerdem sind da noch die Denkmäler, Fürsten, Dichter, Gelehrte, Reiterstandbilder und Künstler, wie etwa Bertel Thorvaldsen. Die Glyptothek (externer Link, öffnet neues Fenster)feiert den dänischen Bildhauer zu ihrer Eröffnung Mitte November mit einer großen Ausstellung. Dass auch einige seiner Werke im Stadtraum zu finden sind, wie z.B. das Reiterstandbild Maximilians I auf dem Wittelsbacherplatz, ist manchen von euch vielleicht noch unbekannt, oder?

Bavaria und der blaue Punkt

Wer kennt ihn nicht, den blauen Punkt am Gasteig? Ja, auch dies ist ein Kunstwerk, geschaffen von Rupprecht Geiger. Das Archiv Geiger zeigt in einer Blogreihe „Geiger am Bau (externer Link, öffnet neues Fenster)“ seine Kunstwerke auf, die im öffentlichen Raum zu finden sind.

So gibt es viele Themen in der Stadt bzw. Gründe, um durch die Stadt zu gehen. Der Bavaria, kleiner, menschlicher gestaltet, etwa könnt ihr an der Corneliusbrücke / Ecke Erhardtstraße treffen. Geschaffen wurde sie von der Künstlerin Alicja Kwade.

Kultur to go

Bekannt und bei vielen bereits sehr beliebt, sind die KulturGeschichtsPfade oder ThemenGeschichtsPfade. Viele dieser Heftchen sind nur noch als PDF zum selber ausdrucken erhältlich. Manche, neuere Ausgaben, sind bei uns im Infopoint für Museen & Schlösser kostenfrei erhältlich. Die Kulturgeschichtspfade gehen durch einen Stadtteil, die Themengeschichtspfade behandeln ein Thema, meist München-weit bzw. in der Innenstadt.

Weitere Angebote, z.B. in Zusammenarbeit mit Museen wie dem Haus der Kunst und der Sammlung Goetz sind beispielsweise die "Walkshops" Architektur und Kunst (externer Link, öffnet neues Fenster) von filomele.art. Diese sind eine Plattform für Austausch und Vernetzung aus zwei Disziplinen, die eng miteinander verbunden sind und die urbanen Lebenswelten prägen.

Noch zwei Tipps zum Schluss: in ihrem Blog "UnterwegsinSachenKunst (externer Link, öffnet neues Fenster)" und in ihrem Kunstführer "Happy Kunst in München" (Droste Verl.) stellen Daniela Schnitzer und Lara Hoffmann coole Touren vor.
Daniela Engels schlägt euch in ihren "Spaziergängen zur Kunst" (Belser-Verl.) fünf Routen vor , die ihr zu Fuß oder mit dem Rad erkunden könnt. Und Tipps für kulinarische Entdeckungen oder Orte zum Verweilen sind auch dabei!

Die komplette Liste Kunst im öffentlichen Raum (externer Link, öffnet neues Fenster) in München findet ihr auch auf Wikipedia.

Abb. ganz oben: der gebückte Mensch "Present Continuous" von Henk Visch steht im Skulpturenpark der Pinakotheken

Aislinn Merz & Nathalie Schwaiger