Direkt zum Inhalt



#GlanzOderGarNicht – unsere Glanzstücke

Die Ballsaison ist eröffnet... Etwas mehr Glamour, Glitzer und Glitter geht doch immer, oder? Wir haben die Kronleuchter poliert, das Parkett gewienert und öffnen die Rokoko-Türen und Museumsportale für euch. Hiermit laden wir euch ein zu einem fabelhaften Reigen einzigartiger Objekte - aus Glas, aus Gold, aus Silber oder Messing. Diese Prachtstücke sehen nicht nur blendend aus, sie haben auch alle ihre Geschichte. Ihr findet sie ganz exklusiv in vier Augsburger Museen ...

Ein Gastbeitrag von @muse_aux aus Augsburg

Schaezlerpalais

Rokokofestsaal des Schaezlerpalais © KMA, Achim Bunz
Fresko im Rokokofestsaal © KMA, Victor van der Saar
Glaskronleuchter und Detail aus dem Festsaal

Das Glanzstück des Schaezlerpalais ist ohne Zweifel der Rokoko-Festsaal. Der Erbauer des Palais, Benedikt Adam Liebert widmete dessen Gestaltung besondere Aufmerksamkeit. Seine üppige Ausstattung, das ausladenden Fresko und die Stuckdekorationen und Schnitzereien beeindruckten schon im 18. Jahrhunderts. Ein Großteil des Raumes ist bis heute original erhalten, was den Saal zu einem einzigartigen und glanzvollen Dokument des süddeutschen Rokokos macht.

Eingeweiht wurde das Palais 1770 mit einem prachtvollen Ball. Zu Gast war auch die spätere französische Königin Marie Antoinette, die auf ihrer Brautfahrt nach Paris in Augsburg Station machte. Die damals 14-jährige fand Gefallen an dem Saal und tanzte wohl drei Menuette im Licht der neun Glaskronleuchter.

Maximilianmuseum

Franz Joseph Degle, Maria Josepha Magdalena von Obwexer, 1777 © KMA
Goldschmiedekunst im Maximilianmuseum © KMA

In der Renaissance war Augsburg DIE Goldschmiedemetropole Mitteleuropas und im Maximilianmuseum (externer Link, öffnet neues Fenster) werden die glänzenden Zeugnisse dieser Zeit präsentiert. So auch eine Auswahl fein gearbeiteter Kaffee- und Teeservice. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts veränderten sich die Trinksitten. Der Adel verwöhnte seine Gaumen nun mit Heißgetränken wie Kaffee und Tee. Die Importware aus Asien, Arabien und Südamerika war teuer – und damit ein absolutes Luxusgut.

Kein Wunder also, dass dieses kostspielige Vergnügen nur in den edelsten Kännchen serviert wurde. Auch Maria Josepha Magdalena von Obwexer (1724–nach 1778) präsentiert sich auf ihrem Gemälde aus der Deutschen Barockgalerie mit einem schicken Service. Sie war ganz klar eine Angehörige der Oberschicht und zeigte dies auch gern.

Jüdischen Museums Augsburg Schwaben

Silberner Toraschild, 18. Jh. © JMAS

Silber-Judaica sind ein essentieller Teil der Sammlung des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben, auch wenn das Haus noch nicht in jedem Fall genau sagen kann, wie die Stücke in den Bestand gekommen sind. Dieses Glanzstück aus dem 18. Jahrhundert schmückte einst die Tora in der Synagoge in Fischach. Die Inschrift lautet: "Gehört dem Verein Talmud Tora der Heiligen Gemeinde Fischach. 575 nach der kleinen Zählung". Im Rahmen der Provenienzforschung erforscht das Museum nun die Herkunft seiner Sammlung.

Synagoge – Jüdisches Museum Augsburg Schwaben

© JMAS
Synagoge © JMAS - Franz Kimmel

Die monumentale Synagoge in der Halderstraße wurde zwischen 1913 und 1917 nach den Plänen der Architekten Fritz Landauer (1883–1968) und Dr. Heinrich Lömpel (1877–1951) erbaut. Sie ist ein eindrucksvolles Zeugnis deutsch-jüdischer Kultur, ein heraus­ragendes Dokument jüdischer Geschichte in Bayern und heute wieder das Zentrum einer jüdischen Gemeinde, die durch Migration von Jüdinnen und Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion größer ist als je zuvor.
Im Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und angezündet, der Brand wurde jedoch aufgrund einer gegenüberliegenden Tankstelle wieder gelöscht. Zwischen 1974 und 1985 wurden die Schäden beseitigt und der Kultraum wieder eingeweiht.

Fuggerei

Bank in der Fuggerei © Fuggerei
Hier sitzen die Bewohner © Fuggerei
Schreinerarbeiten © Fuggerei

Manchmal sind es ganz kleine Dinge, die glänzen. Das polierte Messingschild an der Bank am Brunnen der Fuggerei weist die Besucher*innen darauf hin, dass diese Bank den Menschen, die in der Fuggerei leben, vorbehalten ist. Auf dieser Bank trifft man so einige Bewohner an, die die Sonne genießen und sich den aktuellen Klatsch und Tratsch aus der Fuggerei erzählen. Hier werden viele kleine glänzende Augenblicke geschaffen.

Aus alt mach neu, auch das ist #GlanzOderGarNicht! Arni, der Schreiner der Fuggerei, verleiht alten Schlössern, Schlüsseln und Türgriffen in liebevoller Handarbeit wieder ihren schönen Glanz. Das trägt damit zum Erhalt der historischen Substanz der Fuggerei bei und erfreut sowohl die zahlreichen Besucher als auch die Fuggereibewohner.

Diözesanmuseum St. Afra

Hl. Wolfgang, um 1500 © DMA - Norbert Liesz
Restauratorische Voruntersuchung © DMA

Die „Instandsetzung“ hat Wolfgang im Diözesanmuseum St. Afra noch vor sich. In den Depots von Museen sind nicht immer alle Kunstwerke strahlend und perfekt, wie diese Skulptur des heiligen Wolfgang aus der Zeit um 1500, die auf eine dringend nötige Restaurierung wartet.

Nun ist es endlich so weit! Wolfgang wird demnächst in einem ersten Schritt gereinigt und konserviert. Im Rahmen einer restauratorischen Voruntersuchung wird genau hingeschaut und abgeschätzt, welche Maßnahmen tatsächlich erforderlich sind. Auch mit dem Schmutz und den zahlreichen Spuren der letzten Jahrhunderte kann man gut erkennen: Wolfgangs Gewänder waren ursprünglich üppig mit Blattgold belegt und strahlten golden. Von der Vergoldung sind bis heute große Partien erhalten, die nach der Reinigung sicher glänzend aussehen werden.

Schlaufenfadenbecher, 13./14. Jh. © DMA

Muss ja nicht immer alles Gold sein, was glänzt, denn als dieser Glasbecher im 13. Jahrhundert hergestellt wurde, war durchsichtiges Glas ohne Verunreinigungen noch etwas Besonderes. In Kombination mit den blauen Glasschlaufenornamenten in Überfangtechnik stellt dieser Becher eine echte Seltenheit dar. Der Verarbeitungsprozess des Glases zwang den Bläser dazu, sehr schnell zu arbeiten, da die erkaltenden Fäden sonst erstarrten, bevor er sie in die Form bringen konnte. Die Technik war offenbar nicht weit verbreitet, wie die wenigen bis heute erhaltenen Stücke dieses Typus belegen.

#GlanzOderGarNicht und #NoBlingNoWin kann also unendlich viele verschiedene Geschichten erzählen. Was ist euer Glanzmoment?

Beitrag von Susanna Friedla (Kunstsammlungen & Museen Augsburg), Anton Limmer (Jüdisches Museum Augsburg Schwaben), Miriam Sirch/ Sophie Dost (Fürstlich Gräflich Fuggerschen Stiftungen) und Eva-Maria Bongardt (Diözesanmuseum St. Afra)