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Ein Spaziergang durch den Schlosspark Nymphenburg

Während das Hauptschloss mit seinem zauberhaften Namen auch viele Touristen von außerhalb lockt, zählen die vier Parkburgen, die wie Kleinode in der Parkanlage verstreut liegen, noch zu den versteckten Schätzen Nymphenburgs. Wir nehmen euch mit auf einen Spaziergang durch den Schlosspark Nymphenburg!

Unterwegs im Schlosspark Nymphenburg

Besonders reizvoll ist der Besuch im Frühling: Der Himmel über dem Schloss ist strahlend blau, die Vögel zwitschern und süße, wohlbekannte Blütendüfte liegen in der Luft. Krokusse, Veilchen, Narzissen und die ersten Wiesenblumen lassen sich jetzt im Park sehen - und genauso wie die Blumen treibt es bei dem schönen Wetter auch die Münchner*innen nach draußen, um erste Sonnenstrahlen zu tanken, einen Spaziergang zu machen oder auf die erste Tasse Kaffee im Schlosscafé im Palmenhaus (externer Link, öffnet neues Fenster).

Doch ein Besuch lohnt sich zu jederzeit. Dabei gilt es nur zu beachten: Die Parkburgen sind lediglich zwischen ab 1. April und 15. Oktober (täglich zwischen 9 und 18 Uhr) zu besichtigen. Im Winter müsst ihr mit einem Blick vob außen vorlieb nehmen.

Fernöstlicher Glanz in der Pagodenburg

Die Pagodenburg (externer Link, öffnet neues Fenster), die 1716-1719 als erste der Parkburgen von Joseph Effner errichtet wurde, entführt in die zauberhafte Welt von Cathay - einem sagenhaften Land, das wir heute unter dem Namen China kennen. Dabei handelt es sich aber nicht um das damalige chinesische Kaiserreich, der Name "Cathay" diente als Sammelbegriff für die Herkunft vieler exotischer Waren, ob aus Japan, China, Indien oder den arabischen Ländern. Bei Hofe waren die Luxusgüter aus diesen Regionen so beliebt, dass der europäische Adel von einer regelrechten Modewelle erfasst wurde, der Chinoiserie. Bald reichte es nicht mehr, nur chinesisches Porzellan oder japanische Lackarbeiten als Einzelstücke in Wunderkammern zu sammeln, man wollte ganz in die fremde Welt eintauchen. So entstanden Räumlichkeiten und Gartenpavillons, die ganz dem Orient gewidmet waren. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel, der während seiner Statthalterschaft in den Niederlanden und im französischen Exil mit der Chinamode in Berührung gekommen war, holte diese mit der Pagodenburg nach Bayern. Dafür kamen nur die feinsten Materialien in Frage: Japanische Lackkabinette, die in Frankreich zu modischen Kommoden umgearbeitet wurden und chinesische Rollbilder mit filigranen Tier- und Pflanzendarstellungen waren gerade gut genug. Feinste Delfter Kacheln aus den Niederlanden ahmten asiatische Porzellanmalereien nach und wurden durch Malereien von asiatischen Gottheiten, den sogenannten Pagoden, und reiche Vergoldungen ergänzt.

Hier konnten sich der Kurfürst und seine Gäste ganz wie die Herren über ein geheimnisvolles Reich voller Schätze fühlen - fernab von den Regierungsgeschäften und dem strengen Hofzeremoniell in der Münchner Residenz. Hier lud man zu intimen Diners oder einer Erfrischung nach einem Spiel auf der nahen Maille-Bahn (eine Art Vorläufer des Boccia-Spiels, das im 18. Jahrhundert sehr beliebt war) ein. Die Maille-Bahn wurde bei der Umgestaltung zum Englischen Landschaftspark leider dem Erdboden gleichgemacht. Doch das hat auch sein Gutes, denn heute ist sie ganz malerisch am Ufer des Pagodenburger Sees gelegen!

Feucht-fröhliche Freuden in der Badenburg

Blick über einen See auf die Badenburg.
Die Badenburg, malerisch am Großen See gelegen, Foto: Rufus46 [GFDL or CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Die Bauarbeiten an der Pagodenburg waren noch nicht ganz abgeschlossen, da gab der Kurfürst bereits den Befehl zum Bau eines weiteren Schlösschens. Zwischen 1718 und 1722 wurde die sogenannte Badenburg (externer Link, öffnet neues Fenster) auf der gegenüberliegenden Seite des Parks erbaut. Das Besondere: Ein Pool - oder wie man damals zu sagen pflegte - ein Badesaal! Mit fast neun mal sechs Metern und einer Tiefe von 1,45m konnte der Kurfürst hier nicht nur ein bisschen plantschen, sondern auch einige Züge schwimmen! Und natürlich musste er im Bad nicht frieren, denn im Keller versteckt sich eine Heizung, die das Badewasser auf angenehme Temperaturen brachte.

Neben dem Badesaal gab es einen kleinen Festsaal und ein kurfürstliches Appartement. Im Badesaal finden wir auch die holländischen Kacheln wieder, die wir bereits aus der Pagodenburg kennen. Auch die Chinesischen Papiertapeten kommen uns vielleicht schon ein wenig bekannt vor. Ein besonderes Highlight: Die mit Äffchen bemalte Decke in einem Raum des Appartements!

Effners Idee eigens ein Schlösschen für ein erfrischendes Bad zu errichten, war damals etwas ganz Außergewöhnliches - in ganz Deutschland fanden sich Fürsten, die auch ein solches Gebäude haben wollten und so gibt es einige Nachbauten, beispielsweise in Bonn und Kassel.

Magdalenenklause - Einsiedler für einen Tag

In einem Park hinter einem Baum versteckt erkennt man ein kleines Gebäude, welches wirkt als wäre es bereits halb verfallen.
Ganz versteckt in künstlicher Wildnis, die Magadalenenklause, Foto: Hartmut Nolte (own work, Original upload is/was [1]) [GFDL (externer Link, öffnet neues Fenster) or CC-BY-SA-3.0 (externer Link, öffnet neues Fenster)], via Wikimedia Commons (externer Link, öffnet neues Fenster)

Die dritte Parkburg, die unter Max Emanuel errichtet wurde, war die Magdalenenklause (externer Link, öffnet neues Fenster). Leider erlebte der Kurfürst ihre Vollendung nicht mehr denn fertig gestellt wurde sie erst 1728 unter seinem Sohn, Kurfürst Karl Albrecht. Der Bau ist nicht etwa in den letzten Jahrhunderten sich selbst überlassen worden, sondern war von Anfang an als Ruine geplant. Damit sollte sie die Kulisse für das kontemplative Leben eines Einsiedlers dienen. Zur Kontemplation regt auch die Grottenkapelle St. Maria Magdalena im südlichen Teil des Gebäudes an. Auf der Nordseite dagegen befindet sich ein Appartement für den Kurfürsten. Doch die klösterlich-strengen Räume haben gar nichts von einer Ruine; im Gegenteil die Räumlichkeiten wirken für die Augen des Besuchers sogar sehr komfortabel. Hier schuf Effner einen echten Rückzugsort für den Kurfürsten, ohne dabei auf den nötigen Komfort zu verzichten. Nun mit neuen Beschriftungsstelen, auf denen man viel Interessantes über die Funktion des Gebäudes, über die Fresken in der Kapelle und die Kunstwerke in den einzelnen Räumen erfährt.

Amalienburg - Diana selbst lädt zur Jagd

Auch Karl Albrecht hat sich mit einem Bau im Schlosspark verewigt und ließ die Amalienburg (externer Link, öffnet neues Fenster) ab 1734 von François Cuvilliés d. Ä. als Lust- und Jagdschlösschen für seine Gemahlin Maria Amalia errichten. Dass die Amalienburg als Jagdschlösschen geplant war, erkennt man sofort, denn Gebäude steht ganz im Zeichen der Jagd: Bereits über dem Eingang thront die Göttin Diana, begleitet von zwei Putti mit Horn und einsatzbereiten Jagdhunden. Auch im Inneren finden sich zahlreiche Darstellungen höfischer Jagden und Portraits des Kurfürstenpaares im Jagdkostüm.

Der Große Salon oder Spiegelsaal bildet das Zentrum des Schlösschens und ist über und über von feinen silbrigen Stukkaturen auf blauem und weißem Grund übersponnen. Hier findet die Raumfolge ihren Höhepunkt und schwingt zu beiden Seiten hin sanft aus. Bis heute zählt die Amalienburg zu den schönsten Gebäuden des europäischen Rokoko. Es lohnt sich wirklich, einmal die eigenen Augen von den unglaublich feinen Dekorationen verzaubern zu lassen!