Das Ausstellungs- und Forschungsprojekt “WIRKSAM. Frauennetzwerke der Hohenzollern im Spätmittelalter” hat es sich zum Ziel gemacht, mit diesen Klischees aufzuräumen und vielfältige Biographien bekannt zu machen. Neben individuellen Frauengeschichten aus vier Generationen steht vor allem das “Networking” der Frauen im Vordergrund, das zeigt, wie sie wirksam handeln konnten.
Bei uns im Infopoint der Museen & Schlösser in Bayern bieten große bunte Bildfahnen bis zum 25. Juli einen ersten Einblick in das spannende Projekt.
Beim Münchner Stadtgründungsfest (externer Link, öffnet neues Fenster) am 14. und 15. Juni heißt es dann “Beziehungen knüpfen – damals wie heute!”: Im Alten Hof können Kinder Armbänder und Anhänger gestalten und dabei historische Techniken ausprobieren.

Ein weit gespanntes Netz
Fürstinnen im Mittelalter waren auch geographisch vernetzt. Dies schlägt sich nicht zuletzt in der Struktur des Projekts nieder. Über ganz Deutschland verteilt bis nach Italien sind die Frauen der Hohenzollern an authentischen Wirkungsorten nachgewiesen. An zehn dieser Orte werden verschiedene Sonderausstellungen stattfinden. Sechs davon liegen in Bayern.

Startschuss auf der Cadolzburg
Mit der “Stammmutter” der Hohenzollern, Elisabeth von Bayern, beginnt die Reihe an Ausstellungen. An der Seite ihres Mannes, dem es gelang, für das Haus die Kurwürde der Mark Brandenburg zu sichern, lenkte sie den Aufstieg der Dynastie. Elisabeth ist als Reisende, Stifterin und engagierte Managerin zu greifen. Sie beschaffte zum Beispiel wichtiges Kriegsmaterial und sicherte durch reiche Kinderschar mit geschickter Verheiratung den Fortbestand der Dynastie und die Ausweitung der Macht. Vom 31. Juli bis 19. Oktober 2025 können Museumsgäste die Protagonistin in “Eine Frau an der Macht. Elisabeth von Bayern (1383–1442)” durch hochkarätige Leihgaben und spielerische Aktivstationen auf der Cadolzburg kennenlernen.




Kinderbräute und Rebellinnen
Als Kind brave Verhandlungsmasse, sprengte Elisabeths Tochter Margarethe später die Rollenerwartungen, die an sie gestellt wurden: Sie heiratete in dritter Ehe eigenmächtig ihren Hofmeister. Die Abstrafung folgte in der Geschichtsschreibung: Sie sei “groß, fett und geil” gewesen. Stimmt das denn? Wie können wir uns diese Frau vorstellen? Eine künstlerische Annäherung an Margarethe haben Maskenbild-Studierende gewagt, deren Werke in Schloss Neuburg a. d. Donau zu bestaunen sind. Darüber hinaus beleuchtet die Ausstellung “Ehebande – (Ohn-)Macht der Frauen?” vom 6. Dezember 2025 bis 1. März 2026 die bislang wenig erforschten unstandesgemäßen Ehen von Frauen auch anhand weiterer Beispiele aus der Dynastie.




Royale Hochzeiten
Hochzeiten waren im Spätmittelalter DAS Event, bei dem Netzwerke geknüpft und neue Ehen angebahnt wurden. Das zeigt die Ausstellung “Fürstliche Hochzeiten – Netzwerke für die Zukunft” vom 1. Mai bis 2. August 2026. Bei der berühmten Landshuter Hochzeit von 1475 waren auch die Hohenzollern mit Pomp vertreten: Sie strebten schon lange nach einer Verbindung zum polnischen Königshaus, was ihnen später auch gelang. Prächtige Fürstenhochzeiten und ihre langwierigen Vorbereitungen werden am Schauplatz der Landshuter Hochzeit, der Burg Trausnitz, vorgestellt. Was wissen wir über den Ablauf, Aushandlungsformen, Geschenke, die Rolle der Frauen - und warum war es so wichtig “unter die Haube” zu kommen?




Female Lifestyle im Mittelalter
Die Burg Burghausen war Wohnsitz der Herzoginnen von Bayern-Landshut. Sie führten dort mit ihrem Hofstaat ein standesgemäßes Leben. Doch wie und wo lebten die Herzogin und ihr Hofstaat auf der Burg? Welche Spuren können wir noch heute davon finden? Und was für Aufgaben hatten adelige Damen am Hof? In der Studioausstellung “Frauenzimmer – Frauenhof” gibt es ab dem 17. September Antworten darauf.




Ein Gastbeitrag der Bayerischen Schlösserverwaltung
Lisa-Marie Micko