Aktuelle Ausstellungen im Haus der Kunst in München
Der Psychonaut. Fotografien von Stefan Seffrin
im Bayerischen Nationalmuseum München, bis 2. Februar 2025
Das Bayerische Nationalmuseum widmet dem Künstler Stefan Seffrin und seinem Projekt des Psychonauten (2019-2024) die erste große Einzelausstellung.
In mehr als 40 großformatigen, zum Teil noch nie gezeigten Fotoarbeiten lässt der Künstler die Figur des Psychonauten durch unsere Gegenwart reisen. Der Psychonauten, in seiner andersartigen Erscheinung, bricht mit den von Stefan Seffrin eingefangenen Szenerien und wirft einen emotionslosen Blick aus seiner Umgebung auf den Betrachter zurück. Als fremdartige Figur regt seine kühle Distanziertheit zum Nachdenken über den Zustand unserer heutigen Welt an Als Wanderer wird der Psychonaut unsere Welt am Ende genauso unbefangen verlassen, wie er sie betreten hat, als Lichtgestalt, als stummes und dennoch vielsagendes Mahnmal unserer Gegenwart.
künstlich echt künstlich. KI als Konzept, Faktor und Dimension der Kunst - 9 künstlerische Perspektiven
in der Städtischen Galerie Cordonhaus in Cham, bis 19. Januar 2025
Geht das überhaupt noch, zwischen Echtem und Künstlichem unterscheiden? „Fake“ als Begriff und Praxis hat über die vergangenen Jahre in öffentlichen Auseinandersetzungen und Meinungsdebatten eine erstaunliche Karriere durchlaufen. Hier tut sich, zwischen Sein und Schein, vor allem
für die Kunst- und Kulturschaffenden ein spannungsreiches Feld voller Kontraste und Ambivalenzen auf − und jetzt erst recht. Denn mit dem fulminanten Start der maschinellen, künstlichen Intelligenz (KI) in vielen Forschungszweigen und Berufsfeldern eröffnen sich ungeahnte kreative Möglichkeiten.
So auch für die an der Chamer Ausstellung „künstlich<echt>künstlich“ beteiligten Künstlerinnen und Künstler, die mit den gezeigten Werken und Beiträgen die Diskussion über KI in der Kunst bereichern.
Der Grundgedanke zu dieser Ausstellung beruht auf der Idee, dass die daran beteiligten Künstlerinnen und Künstler darüber hinaus nicht nur Arbeiten zeigen, die sich der Einbeziehung von
KI verdanken, sondern parallel dazu mindestens eine Arbeit aus ihrem Werkschaffen der vergangenen Jahre, aus der Zeit vor dem aktuellen KI-Boom
Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life
im Museum Brandhorst in München, bis 26. Januar 2025
Das Museum Brandhorst präsentiert mit Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life die weltweit erste große Schau, die beide Künstler zusammenführt. Trotz unterschiedlichen Alters und Stilen verband die beiden eine Freundschaft innerhalb der vibrierenden Kunst- und Clubszene New Yorks. Inspiriert von Keith Harings Geburtstagsmotto „Party of Life“, taucht die Schau in den kulturellen Kosmos der 1980er-Jahre ein, geprägt von MTV, Discos, Voguing, Hip-Hop, New Wave und Graffiti. Mit über 120 Werken, darunter Kollaborationen und interaktive Projekte mit Zeitgenossen, sowie begleitenden Filmen und Archiven, eröffnet sie neue Sichtweisen auf diese Ikonen der Kunstgeschichte. „Party of Life“ bietet somit im Museum Brandhorst, das die größte Warhol-Sammlung außerhalb der USA und eine wachsende Sammlung von Haring-Werken beherbergt, neue Perspektiven auf die beiden ikonischen Künstler.
Thomas Hildenbrand. Grenzüberschreitung – plastisch
in der Kunsthalle Schweinfurt, bis 26. Januar 2025
Im zeitgenössischen Kunstschaffen spielt die Holzbildhauerei in ihrer traditionellen Technik kaum eine Rolle. Eine Ausnahme ist der Holzbildhauer Thomas Hildenbrand (*1980). Inspiriert von Werken der Gotik über Barock bis in die Gegenwart hat Thomas Hildenbrand seine eigene, unverwechselbare Bildsprache gefunden. Seine Skulpturen sind emotional, erzählerisch, und wirken direkt auf den Betrachter. Die Kunsthalle Schweinfurt würdigt den Triennale-Gewinner von 2021 nun mit einer großen Einzelausstellung. Präsentiert wird ein Querschnitt seines bisherigen Schaffens: rund 30 Holzskulpturen sowie Zeichnungen, Bronzeplastiken und Gemälde.
Bunte Wörter, Reim- und Spruchbilder von Marlene Reidel
im Bezirksmuseum Dachau, bis 26. Januar 2025
Sprichwörter, Redewendungen und geflügelte Worte gehören zu unserem alltäglichen Sprechen. In früher Kindheit erlernen wir in Reimen und Bildern auf spielerische Weise mit ihnen umzugehen.
Die Landshuter Künstlerin Marlene Reidel (1923-2014) hat sie gesammelt und in großformatige bunte Bilder umgesetzt. Aber welcher Reim, welcher Sinnspruch versteckt sich in ihren Bildern?
Die Ausstellung bezieht das gesamte Haus mit ein und so stellt sich die Frage: Welche geflügelten Worte und Lebensweisheiten verbergen sich hinter den Museumsobjekten?
Eine Ausstellung für Jung und Alt zum Mitdenken, Raten und Spielen.
Dieter Stein – „die Augen auswaschen“. Retrospektive
im Museum im Kulturspeicher Würzburg, bis 2. Februar 2025
2024 wäre Dieter Stein 100 Jahre alt geworden – ein freilich vordergründiger Anlass für eine längst überfällige Wiederentdeckung dieser großen unbekannten Künstlerpersönlichkeit der Nachkriegszeit in Deutschland.
Bereits 1950 erregte Dieter Stein in seiner Würzburger Heimatstadt Aufmerksamkeit mit den ersten abstrakten Gemälden, die hier je zu sehen waren. Das künstlerische Leben in Unterfranken hat er durch seine Ausstellungs-, Vermittlungs- und Lehrtätigkeit ebenso wie durch eine eigenwillige, ja widerständige Position nachhaltig geprägt.
Über Jahrzehnte entwickelte Dieter Stein seine abstrakte Formensprache von den farbstarken frühen Bildern bis hin zu einem sparsamen, eleganten und spannungsvollen Spätwerk weiter. Neben den abstrakten Gemälden sind besonders die figürlichen Zeichnungen und Radierungen Steins hervorzuheben, die eine ungewöhnliche Sichtweise und eine ursprüngliche Kreativität und Kraft verraten. Das MiK besitzt mehrere Arbeiten des Malers und Zeichners. Diese werden in der Ausstellung zusammen mit Werken aus dem Nachlass sowie Leihgaben aus Museums- und Privatbesitz gezeigt.
Bauhaus in Bayern. Eine fotografische Reise durch die klassische Moderne
in der Pasinger Fabrik München, bis 2. Februar 2025
Auch in Bayern finden sich zahlreiche Bauten der architektonischen Moderne. In den 1920er und 1930er Jahren entstanden Wohnsiedlungen, Postbauten, Kirchen und andere Gebäude im neuen Stil. Zahlreiche Architekten fühlten sich dem Neuen Bauen verpflichtet: unter anderem Richard Riemerschmid, Robert Vorhoelzer, Otho Orlando Kurz, Hanna Löv, Walther Schmidt, Hans Döllgast, Theodor Fischer, Thomas Wechs, Fritz Landauer und Sep Ruf. Die Ausstellung zeigt Schwarz-Weiß-Architektur-Aufnahmen des international arbeitenden Fotografen Jean Molitor mit begleitenden Texten von Dr. Kaija Voss.
Abenteuer Brasilien – Johann Moritz Rugendas malerische Reise
im Grafischen Kabinett im Höhmannhaus in Augsburg, bis 9. Februar 2025
Der Augsburger Künstler Johann Moritz Rugendas (1802-1858) schloss sich, kaum zwanzig Jahre alt, 1822 der Brasilienexpedition von Georg Heinrich von Langsdorff (1774-1852) als Zeichner und Maler an. Er bereiste das Land zunächst zwei Jahre im Dienste von Langsdorff, trennte sich jedoch nach einer größeren Auseinandersetzung von ihm und erforschte das Land bis 1825 in eigener Regie zeichnend und malend weiter. Auf der Heimfahrt hielt er sich einige Monate in Paris auf und konnte den Forschungsreisenden Alexander von Humboldt (1769-1859) mit seinen Landschaftsbildern, Portraits und Milieustudien derart begeistern, dass der die Veröffentlichung der „Malerischen Reise in Brasilien“ anregte und förderte. Auch auf der Rückfahrt von seiner zweiten Amerikareise 1846 hielt sich Rugendas, inzwischen in Südamerika berühmt geworden, noch einmal fast ein Jahr in Brasilien bei alten Freunden und neuen Bekannten auf, um zu malen und zu zeichnen.
Die Ausstellung zeigt fast 30 Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder zu Brasilien aus dem Bestand der Augsburger Kunstsammlungen, einige Leihgaben aus Privatbesitz und das Original der 1835 erschienen „Malerischen Reise in Brasilien“.
Pablo Picasso, Sammlung Klewan
im Museum Lothar Fischer in Neumarkt in der Oberpfalz, bis 16. Februar 2025
Pablo Picasso (1881-1973), der sich als Künstler immer wieder neu erfand, gilt als einer der bedeutendsten Maler, Zeichner, Grafiker und Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Ohne Zweifel ist er die Schlüsselfigur der Kunst der Klassischen Moderne. Seine stilistische Vielfalt und kreative Entwicklung, die oft sprunghaft anmutet und gleichwohl konsequent ist, wird in der Sonderschau anhand von 60 Blättern und zwei Keramiken überzeugend sichtbar. Alle Werke stammen aus der Privatsammlung des ehemaligen Galeristen Helmut Klewan, der heute in Wien und München lebt.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Gutshaus Steglitz-Zehlendorf von Berlin und wird von einem Katalog begleitet.
50 Jahre Playmobil – Die Firmengeschichte hinter dem Welterfolg
im Städtischem Museum Zirndorf, bis 28. Februar 2025
Als vor 50 Jahren die ersten PLAYMOBIL-Figuren in Zirndorf das Licht der Welt erblicken, kann niemand ahnen, dass sie weltweit zu den absoluten Spielzeugklassikern werden würden.
Die 7,5 cm großen stets lächelnden Figuren lassen in Kinderzimmern Welten entstehen, in denen sich Realität und Fantasie vereinen; ganz nach dem Motto „Spiele, was du erlebst“.
Im Laufe der Jahrzehnte sind sie bunter und beweglicher geworden, die Grundidee ihrer Schöpfer Hans Beck und Horst Brandstätter blieb jedoch erhalten.
Die Jubiläumsausstellung zeichnet den Aufstieg von PLAYMOBIL zum Kultspielzeug nach und lädt zugleich zu einer Reise durch die traditionsreiche Geschichte der Zirndorfer Firma geobra Brandstätter ein. Denn diese reicht bis in das Jahr 1876 zurück. Bereits vor der Erfindung des legendären Spielsystems findet sich buntes Spielzeug aus Blech und Kunststoff im Warensortiment.
Exponate, Kataloge sowie Werbeanzeigen aus dem Museumsdepot dokumentieren die umfangreiche Spielwarenproduktion.
In der Ausstellung darf das Spielzeug jedoch nicht nur in den Vitrinen bestaunt werden. An Spieltischen kann nach Herzenslust mit dem aktuellen PLAYMOBIL-Sortiment gespielt werden!
Hello Nature. Wie wollen wir zusammenleben?
im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, bis 2. März 2025
Wie ist das Verhältnis zwischen Mensch und Natur? Was passiert, wenn Menschen sich als das Zentrum der Welt sehen und versuchen, die Natur zu beherrschen? Und welche Perspektiven haben wir, um die aktuelle ökologische Krise zu bewältigen. Die Ausstellung zeigt die Geschichte dieser Beziehung, die von Ausbeutung, Bedrohung und dem Bestreben nach Bewahrung geprägt ist. Gleichzeitig fragt sie nach zukünftigen Möglichkeiten des Zusammenlebens.
Die Präsentation ist in drei große Kapitel unterteilt, die einen Bogen von der Sesshaftwerdung bis in die Gegenwart spannen. Sie zeigt, wie die Interaktionen zwischen Menschen und ihrer Umwelt zu tiefgreifenden Veränderungen geführt haben: Das erste Kapitel beleuchtet die lange Geschichte der Aneignung und Ausbeutung der Natur durch den Menschen. Im zweiten Kapitel wird die Handlungsmacht der Natur thematisiert und die Erkenntnis betont, dass der Mensch die Natur nicht vollständig beherrschen kann. Das dritte Kapitel widmet sich neuen Ansätzen und Erzählungen, die den Gegensatz zwischen Natur und Kultur überwinden wollen.
Aber hier leben? Nein danke. Surrealismus + Antifaschismus
im Lenbachhaus in München, bis 2. März 2025
Der Surrealismus war eine politische Bewegung von internationaler Reichweite und internationalistischer Haltung. Surrealisten und Surrealistinnen prangerten die europäische Kolonialpolitik an, organisierten sich gegen faschistische Bewegungen, kämpften im Spanischen Bürgerkrieg, riefen Wehrmachtssoldaten zur Sabotage auf, wurden interniert und verfolgt, flohen aus Europa, fielen im Krieg. Sie schrieben Poesie, feilten an der Dekonstruktion einer vermeintlich rationalen Sprache in einer vermeintlich rationalen Welt, arbeiteten an Gemälden und kollektiven Zeichnungen, fotografierten und collagierten, organisierten Ausstellungen.
Brillanz und Transparenz – Hinterglaskunst der Moderne bis heute
im Museum Werdenfels in Garmisch-Partenkirchen, bis 2. März 2025
Die Ausstellung beschäftigt sich mit der innovativen Entwicklung der Hinterglasmalerei seit Beginn des 20. Jahrhunderts.
Den Anfang der facettenreichen Adaptionen der klassischen Technik machte die Bewegung „Der Blaue Reiter“, namentlich Wassily Kandinsky, Gabriele Münter und August Macke. Glas wurde nun innerhalb kürzester Zeit zu einem wesentlichen Ausdrucksmedium, das im Expressionismus über die Avantgarde bis zur Neuen Sachlichkeit den Kunstschaffenden weitreichende neue Möglichkeiten eröffnete. Nach 1945 erhielt die Hinterglaskunst einen weiteren Aufschwung, der bis heute andauert.
„Brillanz und Transparenz“ beleuchtet das breite farbenprächtige Spektrum auf etwa 600 qm mit rund 80 Leihgaben mitten im Zentrum der traditionellen Hinterglasmalerei. Erstmals werden die Wechselbeziehungen zwischen der Hinterglasmalerei und Medien wie Film, Fotografie und Collage aufgezeigt.
Delicatessen. Zwischen Kunst und Küche
in der Kunsthalle im KunstKulturQuartier Nürnberg, bis 2. März 2025
Kunst & Küche: Koch-Shows, Bestseller-Kochbücher, Gourmet Festivals und Street-Food-Märkte, eine Flut von Foodfotos in den sozialen Netzwerken und ein wachsendes Bewusstsein für eine gesunde und nachhaltige Ernährung? Essen spielt in unserer Gesellschaft eine immer bedeutendere Rolle und prägt viele unserer alltäglichen Lebensbereiche. Essen ist heute nicht mehr nur ein Grundbedürfnis, sondern ein kulturelles Phänomen und politisches Statement. Margarinen-Skulpturen, Zucker-Installationen und Kantinen-Kunst: 23 Künstler und Künstlerinnen haben sich mit Nahrung, Food-Trends und auseinandergesetzt.
Zur Ausstellung gibt es ein vielseitiges kulinarisch-künstlerisches Veranstaltungsprogramm! Mehr auf der Homepage.
Rachel Ruysch – Nature into Art
in der Alten Pinakothek in München, bis 16. März 2025
Ihre prachtvollen, täuschend echt wirkenden Blumenstillleben mit exotischen Pflanzen und Früchten, Schmetterlingen und Insekten galten bereits zu Lebzeiten als gesuchte und kostspielige Sammlerstücke. Die Nachfrage war so groß, dass es sich die Amsterdamer Malerin leisten konnte, nur wenige Stücke im Jahr zu produzieren. Als Tochter des renommierten Professors für Anatomie und Botanik, Frederik Ruysch, erstes weibliches Mitglied der Confrerie Pictura, Hofmalerin in Düsseldorf, Lotteriegewinnerin und Mutter von elf Kindern war sie eine Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit. Ab November 2024 widmet die Alte Pinakothek ihr die weltweit erste große monografische Ausstellung. Entdecken Sie die wundersame Welt der Rachel Ruysch (1664–1750) zwischen Kunst und Naturwissenschaft, perfektionierter Feinmalerei und künstlerischer Freiheit inmitten illustrer Auftraggeber in Amsterdam, Düsseldorf und Florenz.
Eine Ausstellung von Alte Pinakothek (München), Toledo Museum of Art (Ohio) und Museum of Fine Arts (Boston).
Heilige Orte der Sámi. Kulte und Rituale einer indigenen Kultur
im Naturkunde-Museum Coburg, bis 16. März 2025
Die Sámi (veraltet Lappen) sind das letzte indigene Volk Europas. Sie leben in Sápmiland, das sich über die nördlichen Teile Schwedens, Norwegens und Finnlands und die russische Halbinsel Kola erstreckt. In der Kultur der Sámi gilt alles Landschaftliche als heilig und somit überaus schützenswert. Die sámische Tradition zeichnet sich in einem ganz besonderen Maß durch tief verwurzelte Immaterialität aus, die mit einer nachhaltigen Einbettung des Menschen in seinen Lebensraum auch für uns ein Beispiel sein kann.
Die Fotografin Monika Belting aus Münster hat Sápmiland über viele Jahre regelmäßig bereist und dort heilige Orte dokumentiert. Ihre eindrucksvollen Bilder werden in der Sonderausstellung zusammen mit ethnographisch-dokumentarischen Objekten und Inszenierungen sámischer Lebenswelten erstmalig gezeigt.
Der Glaube und die Rituale der Sámi, vermitteln ein Gefühl der Sicherheit, der Verbundenheit, des Vertrauens auf gegenseitige Hilfe und Respekt sowie Identifikation und Empathie mit allen Lebewesen. Es ist kein Zufall, dass 80 % der weltweit verbliebenen Artenvielfalt in den Siedlungsgebieten indigener Völker wie der Sámi zu finden sind, denn sie stehen seit Jahrtausenden in einer respektvollen Beziehung zu Pflanzen und Tieren.
Jugendstil. Made in Munich
in der Kunsthalle München, bis 23. März 2025
Um 1900 traten junge visionäre Kunstschaffende in München dazu an, die Kunst zu revolutionieren und das Leben zu reformieren. In einer Zeit rasanter wissenschaftlicher und technischer Neuerungen sowie gesellschaftlicher Umbrüche beteiligten sie sich an der Suche nach einer gerechteren und nachhaltigeren Lebensführung. Künstler und Künstlerinnen wie Richard Riemerschmid, Hermann Obrist oder Margarethe von Brauchitsch wandten sich von historischen Vorbildern ab, um zu einer neuen Kunst zu finden, die das Leben bis ins kleinste Detail durchdringen sollte. Ihre Ideen und Entwürfe bilden die Grundlage für die Kunst und das Design der Moderne.
Mit über 400 Objekten aus Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie, Design und Mode beleuchtet die Ausstellung die Rolle Münchens als Wiege des Jugendstils in Deutschland und zeigt, wie aktuell die schon damals diskutierten Lebensfragen heute noch sind. "Jugendstil. Made in Munich" stellt in zehn Kapiteln die wegweisenden Ideen und Inspirationsquellen vor, aus denen die in München ausgebildeten bzw. arbeitenden Künstlerinnen und Künstler ihren jeweiligen Stil entwickelten. Aspekte wie die Gleichstellung der Geschlechter, ein gesundes Leben im Einklang mit der Natur oder die Demokratisierung von Kunst und Gesellschaft bilden den Hintergrund, vor dem sich der Parcours entfaltet.
Jonas Maria Ried: Enjoy the Silence
in der MEWO Kunsthalle in Memmingen, bis 23. März 2025
Ein Mann, es ist der Künstler, schwingt an einem Seil um einen Baum herum. Ganz weit oben ist das Seil befestigt und eng um den Baumstamm gewickelt; der Künstler hängt mit Gurten gesichert daran und den Rest erledigen Schwer- und Fliehkräfte. Jonas Maria Ried umkreist den Baum in immer größerem Abstand, das Holz knarzt und knirscht ob der ungewohnten seitlichen Belastung. Nach wenigen Sekunden ist das Spektakel vorbei und es kehrt wieder Ruhe ein.
In Waldrandfichte (2019) fällt Ried einen Baum, den er mit einer beweglichen Konstruktion wieder auf dem ursprünglichen Stumpf befestigt und hernach um sich selbst kreisen lässt. Ganz einfach und jenseits aller Vorstellungskraft.
Jonas Maria Rieds (*1989 in München) Eingriffe in die Natur und in das ländliche Leben seiner Umgebung sind minimal – und doch geht von ihnen eine große Faszination aus und sie machen den Betrachtenden staunen. Man möchte gar nicht damit aufhören, die meditativen Dokumentationen dieser Aktionen zu betrachten.
Eccentric. Ästhetik der Freiheit
in der Pinakothek der Moderne/Sammlung Moderne Kunst in München, bis 27. April 2025
Die Ausstellung widmet sich dem Potenzial der Exzentrik als einer Ästhetik der Freiheit. Der Schwerpunkt der Schau mit rund 100 Werken von 50 internationalen Künstler:innen - von Pipilotti Rist bis Jeff Koons - liegt auf der zeitgenössischen bildenden Kunst über das gesamte Gattungsspektrum hinweg mit Werken aus Malerei, Skulptur, Installation, Performance und Medienkunst. Mit einzelnen Werken aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert werden auch historische Bezugspunkte deutlich, zudem erweitern Designobjekte das Spektrum des Exzentrischen. “Eccentric. Ästhetik der Freiheit” feiert die Vielfalt und Vielschichtigkeit unter grundlegenden Aspekten der menschlichen Existenz wie Körper, Identität, Schönheit oder Umwelt.
Denn: der Grundgedanke der Ausstellung liegt in der Überzeugung, dass Exzentrik eine intellektuelle Haltung ist, die sich Ideologien jeglicher Art verweigert. Sie basiert auf der Freiheit des Denkens und Gestaltens und tritt damit für die Freiheit der Demokratie und des Humanismus ein. Diese Freiheit jenseits von Ideologien setzt Energien von transformativer Kraft frei. Sie bewegt sich nicht in den hierarchisch-autokratischen und binären Strukturen des „Entweder-oder“, sondern in den vernetzten und non-binären Strukturen des „Sowohl-als-auch“. Figuren und Formen feiern Diversität jenseits von erstarrten Normen und Klischees.
Elfriede Lohse-Wächtler. “Ich als Irrwisch”
im Franz Marc Museum in Kochel am See, vom 2. März bis 8. Juni 2025
Leid, Lust, Bedrohung und Einsamkeit: Elfriede Lohse-Wächtler (1899–1940) gilt als eine der bedeutendsten weiblichen Stimmen der Kunst der Neuen Sachlichkeit, deren Werk durch Empathie und Dynamik besticht. In ihrer nur knapp zwei Jahrzehnte währenden Schaffenszeit entwickelte sie eine eigenständige und einfühlsame Bildsprache.
Mit rund 80 Gemälden und Zeichnungen aus öffentlichen und privaten Sammlungen bietet die Schau einen facettenreichen Überblick über alle Werkphasen der Künstlerin und beleuchtet ihre bewegte Lebensgeschichte: atmosphärisch dichte Szenen aus der Hamburger Bordell- und Kneipenwelt, kraftvolle Arbeiten, in denen sie selbstbewusst auch in traditionell männlich geprägte Räume wie den Hafen oder St. Pauli vordrang.
Bereits mit 16 Jahren verließ Lohse-Wächtler ihr Elternhaus und war ab 1918 unter dem Pseudonym »Nikolaus Wächtler« in der Dresdner Avantgarde aktiv. Zu ihren Freunden zählten prominente Künstler wie Otto Dix, Conrad Felixmüller und Otto Griebel. Die Hamburger Jahre markieren eine künstlerische Hochphase, sind jedoch auch geprägt von persönlichen Krisen, die 1929 zu einem ersten Klinikaufenthalt führten. Ihre kraftvollen Werke entstanden oft im Angesicht existenzieller Bedrohungen – eine Geschichte von Selbstermächtigung, die 1940 mit ihrer Ermordung im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmorde (»Aktion T4«) tragisch endet.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Ernst Barlach Haus in Hamburg und der Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn.
Dünnes Eis. Komm mit auf Klima-Expedition!
im Deutsches Museum Verkehrszentrum München, bis 8. November 2025
Eisiger Wind, klirrende Kälte und monatelange Dunkelheit – die Expedition der POLARSTERN in die Arktis war extrem. Über ein Jahr driftete das Forschungsschiff ab 2019 durchs Polarmeer. Das Team sammelte Informationen zum Wandel des arktischen Klimas: ein Meilenstein für die Klimaforschung.
Die Menschheit bewegt sich auf ganz dünnem Eis. Der Klimawandel wird selbst in unseren gemäßigten Breiten immer deutlicher spürbar. Und erst recht in der Arktis hat sich das Klima schon stark verändert. Das ist das Ergebnis der „Polarstern“-Expedition, die 2019 gestartet ist. Wie die Forscherinnen und Forscher dabei unterwegs waren, was sie genau gemacht haben und mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen hatten, das kann man jetzt in der Sonderausstellung „Dünnes Eis“ im Verkehrszentrum des Deutschen Museums erleben.
Die Ausstellung „Dünnes Eis“ in der Ladestraße des Deutschen Technikmuseums nimmt die Besuchenden mit auf Klima-Expedition. Schulklassen und Familien erfahren, wie es ist, in der Arktis zu forschen. Sie messen die Eisdicke, suchen nach Mikroorganismen und finden heraus, wie lange es noch mehrjähriges Eis geben wird. Klar wird: Die Arktis ist unser Frühwarnsystem. Und die Warnung ist deutlich. Es bleibt wenig Zeit. Wir müssen jetzt handeln, um die Klimakatastrophe zu verhindern.
Die Ausstellungsempfehlungen sind kuratiert von Nathalie Schwaiger und Bianca Faletti, Infopoint Museen & Schlösser in Bayern. Die Ausstellungstexte basieren auf den Pressetexten der jeweiligen Museen und Ausstellungshäuser.