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Die Bayerische Landesausstellung 2025: Ludwig I. - Bayerns größter König?

Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Thronbesteigung Ludwig I. lädt das Haus der Bayerischen Geschichte Besucherinnen und Besucher zu einer Zeitreise in seine Regierungszeit im 19. Jahrhundert ein: Eine Zeit des Wandels, der Widersprüche und des Aufbruchs. Besonders bemerkenswert: Der Wittelsbacher beendete seine Amtszeit nicht mit seinem Tod, sondern trat 1848 freiwillig zurück. Was führte dazu, dass Ludwig sein Amt niederlegte? War es tatsächlich nur seine viel diskutierte Beziehung zur Tänzerin Lola Montez?

Bis zum 20. September könnt ihr bei uns im Alten Hof in München einen kleinen Einblick in die ereignisreiche Ära Ludwigs I. bekommen. Schaut vorbei!

Gemälde einer Gruppe Männer vor einem historischen Gebäude: Sie betrachten Baupläne, erstellen Skizzen und meißeln Kunstwerke aus Stein.
Die von König Ludwig I. mit der Ausführung monumentaler Bauwerke betraut gewesenen Künstler, Wilhelm von Kaulbach (1804-1874) © Bayerische Staatsgemäldesammlung – Neue Pinakothek München, WAF 411 bpk / Bayerische Staatsgemäldesammlung 

Ludwig I. übernahm 1825 die Regierung eines jungen Königreichs, das sich im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel befand. Der kunstliebende Wittelsbacher galt anfangs als moderner Herrscher mit liberalen Ideen: München sollte unter seiner Regie zur Kulturmetropole aufsteigen, prächtige Gebäude wie die Glyptothek entstanden. Auch jenseits der Landeshauptstadt wurde kräftig gebaut: Der Donau-Main-Kanal, der eine Verbindung zwischen Main und Donau herstellte, neue Eisenbahntrassen wie die Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Lindau nach Hof und verschiedene Straßenbauprojekte sollten Bayern fit für die industrielle Zukunft machen. Rund um Regensburg entstanden imposante Denkmäler wie die Walhalla - Teil eines Denkmalareals entlang der Donau. Hunderte Arbeiter und Ingenieure prägten Ludwigs Amtszeit. Doch nicht alle profitierten vom Fortschritt: Regionen wie Niederbayern, die Oberpfalz und sogar Teile Oberbayerns wurden zunehmend abgehängt. 

… gewissenhafter als Ich hält niemand die Verfassung – Ich möchte nicht unumschränkter Herrscher seyn. 

Ludwig im März 1831

Politik unter Druck – und ein König im Rückwärtsgang

Ludwig regierte nicht uneingeschränkt: Alle drei Jahre war der König dazu verpflichtet, einen Landtag einzuberufen. Dort wurden zentrale Fragen über Steuern, Staatsausgaben und politische Mitbestimmung verhandelt. An seiner Seite standen markante politische Figuren wie etwa Joseph Ludwig Graf von Armansperg aus Niederbayern, ein Befürworter für Ludwigs Sparkurs, oder Karl August von Seinsheim, ein Jugendfreund des Wittelsbachers. 

Doch die politischen Entwicklungen in Europa ließen Ludwig misstrauisch werden. Ab den 1830er Jahren brachte die Angst vor Revolution den einst liberalen König dazu, die Pressefreiheit einzuschränken. Kontrolle trat an die Stelle von Reform. 

Gemälde einer jubelnden Menschenmenge, die den bayerischen König Ludwig I. in Schweinfurt willkommen heißen.
König Ludwig I. besucht Schweinfurt am 22. August 1828, Zeichnung von Catharina Sattler (1789-1861) in der „Schweinfurter Festchronik“ © Stadtarchiv Schweinfurt (StadtA Schweinfurt, Ha 203) | Foto: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg | Philipp Mansmann, München

Zwischen Protest und Existenznot

Die Unzufriedenheit im Land wuchs – nicht nur unter politischen Kreisen, sondern auch unter weiten Teilen der Bevölkerung. Ein deutliches Signal setzte 1832 das Hambacher Fest in der Pfalz: Tausende Menschen forderten mit schwarz-rot-goldenen Fahnen Pressefreiheit, mehr politische Mitbestimmung und die deutsche Einheit. 

Auch ganz konkrete Nöte trieben das Volk auf die Straße: Missernten, steigende Preise und wachsende Arbeitslosigkeit belasteten die Bayern. Der Wunsch nach politischer Partizipation und sozialer Gerechtigkeit führte vermehrt zu sozialen Spannungen. 

Schwart-weiß Gemälde einer großen Textilfabrik
Königswelle und Königsskepsis – Die Anfänge der Textilindustrie in Augsburg Mechanische Baumwoll-Spinnerei und Weberei in Augsburg Gustav Kraus (1804-1852), München, um 1840 Lithographie; 28,7 x 40 cm © Kunstsammlungen und Museen der Stadt Augsburg, G 19300  

Der König und die Tänzerin

Plötzlich spielte auch das Privatleben des Königs eine zentrale Rolle: Seine Affäre zu Lola Montez, einer jungen Tänzerin, die 1846 in München eintraf, brachte Ludwig endgültig in die Kritik. Die von zahlreichen Skandalen behaftete irische Bühnenkünstlerin wurde von ihm mit Geschenken überhäuft, sie erhielt ein Palais und einen Adelstitel. Karikaturen, Spott und Unmut bestimmten das öffentliche Bild der ungleichen Beziehung. 

Im Februar 1848 erreichte der wachsende Unmut in der Bevölkerung einen ersten Höhepunkt: Die Mätresse musste die Landeshauptstadt in Folge von massiven Demonstrationen und Protesten verlassen. 

…die Macht der Krone gebrochen, die Umwälzung gesiegt, Lolitta vertrieben, als Mensch, als König das Gemüth zerrissen, vereinzelt stehe ich da in Schmerz, …

Ludwig im März 1848

Ein König zieht sich zurück

Am 20. März 1848 war es dann soweit: Der umstrittene König trat freiwillig zurück. Er sah seine Rechte als Monarch zunehmend durch die Forderungen der Bürgerinnen und Bürger bedroht. Sein Sohn Maximilian II. übernahm nach 23 Jahren Amtszeit Ludwigs das Zepter. Bis zu seinem Tod 1868 blieb der Wittelsbacher als Bauherr und Förderer der Künste präsent, allerdings ohne politische Macht. 

Das Abdankungsschreiben Ludwigs
Thronverzicht König Ludwigs I., München, 20. März 1848 © Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Staatsrat 1719 

War Ludwig I. Bayerns größter König? 

War Ludwig I. ein fortschrittlicher Bauherr oder ein romantischer Träumer? War er ein entschlossener Modernisierer oder doch ein Monarch, der mit dem gesellschaftlichen Wandel seiner Zeit nicht Schritt halten konnte? War sein Rücktritt Ausdruck persönlicher Größe oder ein Zeichen politischen Scheiterns? Sicher ist nur: Ludwig I. hat Bayern geprägt wie kaum ein anderer. 

In Regensburg haben Besucherinnen und Besucher noch bis zum 9. November die Chance, sich ein eigenes Bild von der Regierungszeit des einflussreichen Wittelsbachers zu machen und zu hinterfragen: Könnte Ludwig I. Bayerns größter König gewesen sein? 

Ludwig I. - Bayerns größter König? (externer Link, öffnet neues Fenster)

Die Landesausstellung erzählt von den Veränderungen im Königreich Bayern unter der Herrschaft von Ludwig I. in den Jahren von 1825 bis 1848. Und sie stellt einen König vor, der modern und rückwärtsgewandt, zielstrebig und widersprüchlich gleichermaßen war.

Folgt dem @hausderbayerischengeschichte (externer Link, öffnet neues Fenster)

Taucht ein in Bayerns spannende Geschichte - von 1806 bis heute!

Haus der Bayerischen Geschichte

Wie Bayern Freistaat wurde und was es so besonders macht – darum geht es in der Dauerausstellung des Museums in Regensburg, die den Weg Bayerns von der Gründung des Königreichs bis zum modernen Staat nachzeichnet.

Walhalla

Wie ein verirrter griechischer Tempel steht sie da auf dem Hochufer der Donau, und ist doch eines der bedeutendsten Nationaldenkmäler Deutschlands: die Walhalla. Unter König Ludwig I. von Leo von Klenze 1830 bis 1842 errichtet, gehört sie zu den herausragenden Zeugnissen klassizistischer Architektur des 19. Jh. in Bayern.

Inspiration Pompeji (externer Link, öffnet neues Fenster)

Seit ihrer Wiederentdeckung fasziniert die Stadt Pompeji und gewährt immer wieder neue spektakuläre Einblicke in die Welt der römischen Antike. Ein früher begeisterter Besucher Pompejis war König Ludwig I. Seine Faszination ging sogar so weit, dass in Aschaffenburg zwischen 1840 und 1848 das Pompejanum entstand.

Ein Gastbeitrag vom Haus der Bayerischen Geschichte