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Hoch die Krüge - acht bayerische Museen rund um Hopfen und Bier

Ohne Bier hätte es vielleicht keinen Ackerbau, keine Schrift und keine Pyramiden gegeben - echt kein Witz! Archäologen haben heraus gefunden, dass schon die Urzeitmenschen das vergorene Getreide-Gebräu so sehr liebten und in großen Mengen konsumierten, dass sie sich mächtig anstrengen mussten, um immer genug Gerstensaft auf Lager zu haben. In Bayern hat man es damit besonders weit gebracht. Vielleicht sind deshalb auch die Krüge so groß... Nicht nur auf der Wiesn in München fließt das Bier in Strömen, auch in zahlreichen Museen von Kulmbach bis Neuötting wird kräftig ausgeschenkt. Vor allem Franken sieht sich als Epizentrum der biertrinkenden Welt und pflegt die Tradition gewissenhaft: nirgendwo auf der Welt ist die Brauereidichte höher. Außerdem, da geben die Wissenschaftler ebenfalls grünes Licht: Hopfen enthält entzündungshemmende Flavonoide, natürliche Antioxidantien und wertvolle Mineralien und das Malz liefert ein Cocktail an B-Vitaminen. Das heißt Bier ist - natürlich nur in Maßen und ab und zu genossen - sogar tatsächlich gesund...

1. Bier- und Oktoberfestmuseum München

Beidhändig geht's besser, auch außerhalb der Wiesn bleibt München im Flow...  © Bier- und Oktoberfestmuseum München

Sicher hätte 1810 niemand vermutet, dass aus dem Pferde­rennen zur Feier der kronprinzlichen Hochzeit von Ludwig I. und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen 208 Jahre später das größte Volksfest der Welt werden sollte: für Zugereiste als "Oktoberfest", für echte Bayern als "Wiesn" bekannt. Heute zieht das Oktober­fest Jahr für Jahr Millionen Menschen auf die Theresienwiese - wegen der Kettenkarussells und Achterbahnen, aber hauptsächlich na klar für die Gaudi und das Wiesnbier!
Wer von der Wiesn nicht genug bekommt, kann seit 2005 das ganze Jahr über in der verwinkelten Sterneckerstraße zwischen Marienplatz und Isartor im Bier- und Oktoberfestmuseum auf eine Reise in die Geschichte dieses Kult-Spekta­kels gehen. Das Haus ist nach dem großen Stadtbrand von 1327, dem ein Drittel der damaligen Stadt zum Opfer fiel, erbaut worden, nachdem Kaiser Ludwig von Bayern eine Stadterweiterung angeordnet hatte. Die teilweise noch erhaltene Fassadenmalerei mit Quadermuster ist freigelegt und wieder ergänzt worden. Erhalten ist weiterhin die in München übliche “Himmelsleitertreppe“, die direkt vom Parterre sichtbar bis unter das Dach führt. Mit der Sanierung dieses ältesten Bürgerhauses Münchens, dessen Geschichte bis ins Jahr 1340 zurückreicht, erfüllte sich Ferdinand Schmid, ehemaliger Direktor der Augustiner Brauerei, einen lang­gehegten Traum. Und er behauptet: Die Ent­wicklung des Bieres zum Volks­getränk mit Reinheitsgebot ging von München und Bayern aus...

2. Deutsches Hopfenmuseum Wolnzach

Die wohl größte Hopfenblüte der Welt wächst in der Holledau.  © Deutsches Hopfenmuseum Wolnzach

In der Hopfenmetropole mitten in der Hallertau oder Holledau, dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt, könnt ihr in die Riesen-Hopfendolde förmlich eintauchen. Sie ist fünf Meter hoch, begehbar und duftet herrlich hopfig-würzig-fruchtig. Das preisgekrönte Hopfenmuseum ist als Hopfengarten angelegt und beherbergt die wohl größte Spezialsammlung der Welt zum "grünen Gold“. Alle Sinne sind hier gefragt: riechen, schmecken, fühlen, sehen, hören! Ihr erfahrt wie der Hopfen ins Bier kam, hört von reichen Händler-Dynastien, der guten alten Zeit der Handpflücke, von schwerer Feldarbeit und dem Auf und Ab der Hopfenpreise. Für Nicht-Biertrinker, sprich Kinder, gibt es eine Museumsrallye und spannende Aktionen wie die alljährliche „Reise in die Hopfenzupferzeit“. Auf die Erwachsenen übt die Schaubrauerei in der historischen Hausbrauerei aus Meilendorf große Anziehungskraft aus, da dort auch verkostet werden darf. Ein Schmankerl sind die „Biergenuss-Seminare“ mit Diplom-Biersommelier und Museumsleiter Dr. Christoph Pinzl. Für ihn ist der Hopfen "die Seele des Bieres" und alles andere als langweilig.

3. HopfenBierGut Spalt

Vorbildlich erklärt: das HopfenBierGut Spalt gewann 2017 den bayerischen Museumspreis.  © HopfenBierGut Spalt

Auch Spalt steigt beim "Humulus Lupulus", zu deutsch Hopfen, ein (nicht etwa bei den Kopfschmerzen...). Denn seit man im Mittelalter in Mittelfranken feststellte, dass Hopfen besser wächst als Wein, legte man fortan die Priorität aufs Bier, was - aus heutiger Sicht - sicher goldrichtig war. Das alte Kornhaus und heutige Museum HopfenBierGut Spalt im Zentrum ist das stattlichste profane Gebäude der ganzen Region. Das schmucke Fachwerkhaus von 1457 war zwischenzeitlich Hopfenlager- und Signierhalle, seit 2015 könnt ihr dort im begehbaren Braukessel den Brauprozess und die Geschichte der Spalter Stadtbrauerei nachvollziehen. Sie ist die einzige Brauerei, die noch in kommunalem Besitz ist und gehört bis heute rund 5000 Bürger gemeinsam. Unter den historischen Balken könnt ihr das älteste Hopfensiegel der Welt bestaunen oder „Tischlein-deck-dich“ spielen: eine Multimedia-Station serviert (leider nur digital), was in verschiedenen Teilen der Welt zum Bier gern gegessen wird. In der Bierwerkstatt könnt ihr bei einem Braukurs euer eigenes Bier brauen und in der ProBierBar, ein frisch gezapftes Bier genießen. Noch ein Tipp auf den Weg: mit der Museumsapp lässt sich die historische Altstadt auf einem Spaziergang sehr unterhaltsam entdecken!

4. Maisels Bier-Erlebniswelt Bayreuth

Beim "Tasting Thursday" einmal im Monat präsentiert der Biersommelier neun verschiedene Biere zu einem Thema. Foto: Maisel's Bier-Erlebniswelt Bayreuth © Maisel's Bier-Erlebniswelt Bayreuth

Ein fränkisches Kellerbier zum Braten, ein Weizen zum Fisch oder Stout zu Austern... Biersommelier Michael König weiß, was zu welchen Speisen passt. Auch Käse, Schokolade und Marzipan harmonieren übrigens sehr gut. Im fränkischen Bier-Eldorado, im Guiness-Buch der Rekorde als "umfangreichstes Biermuseum" der Welt verzeichnet, kommen Connaisseure und Grünschnäbel auf ihre Kosten. Selbst Weintrinker können hier noch was lernen. Seit 2016 ist im historischen Backsteingebäude der Gebrüder Maisel eine die Maisels Bier Erlebnis-Welt untergebracht. Bei der Brauereiführung entdeckt ihr die historischen Dampfmaschinen, blickt im Sudhaus tief in die Kupferkessel und schnuppert in der Hopfenkammer das Aroma frischen Hopfens. Für Sammler interessant: das Museum nennt über 5.500 Biergläser und Krüge, 400 seltene Emailleschildern unterschiedlichster Brauereien und Biermarken sowie eine rekordverdächtige Menge von Bierdeckeln sein eigen. Ganz kreativ geht es in der Brauereiwerkstatt zu, in der voll funktionsfähigen Kleinbrauerei werden 10.000 Liter kreative Sude gebraut und neue Bierspezialitäten entwickelt. Der strategisch beste Platz aber ist das Brauhaus "Liebesbier", wo ihr 21 Biere vom Fass und 100 aus der Flasche probieren und währenddessen den Braumeistern bei der Arbeit über die Schulter schauen könnt.

5. Fränkisches Biermuseum Bamberg e.V.

Hinab geht's in die historischen Gewölbe des Benediktiner-Klosters auf dem Michaelsberg. Foto: Fränkisches Biermuseum Bamberg e.V. © Fränkisches Biermuseum Bamberg e.V.

Das dunkle, herbwürzige Rauchbier aus Bamberg ist einzigartig unter den bayerischen und fränkischen Bieren und hat Fans in der ganzen Welt. Sein unverkennbares Aroma bekommt es bereits auf der Darre, also beim Trocknen der Gerste, durch den Rauch brennender Buchenholzscheite. Dann wird es mit Hopfen im Sud vermischt und im über 600 Jahre alten Felsenkeller zu einem Bier reift. Echte Bamberger trinken es zum Frühschoppen, am Nachmittag und am Abend - also eigentlich immer. Dazu schmecken Leberkäs', Rauchfleisch und Handkäse oder Bratwürste mit Kraut. Auch im Fränkischen Brauereimuseum Bamberg e.V. spielt das Rauchbier eine prominente Rolle. Das Museum wurde in den Gewölben der ehemaligen Benediktiner-Braustätte des Klosters Michaelsberg errichtet, die bereits im Jahre 1122 erwähnt wurde. Als gemeinnütziger Verein hat es weltweit rund 400 Mitglieder aus allen Kreisen und Berufsschichten, darunter über 100 Brauereien.

6. Bayerisches Brauereimuseum Kulmbach

In roter Farbe gestrichener Ausstellungsraum zum Thema "Bierbrauen um 1900". Im Vordergrund steht ein alter Fasswagen, der mit vier Fässern beladen ist.
© Museen im Kulmbacher Mönchshof e.V

Wie alt ist wohl die älteste Bieramphore, die auf bayerischem Boden gefunden wurde? Sie gilt immerhin als ältester Beweis für das Brauen in Deutschland! Wer ist die „Bier-Liesl“? Warum hießen Bierdeckel früher Bierfilz? Macht Bier dick? Diese und andere brennende Fragen werden im Brauereimuseum der heimlichen bierfränkischen Hauptstadt beantwortet. Mit der ersten Klostergründung im Jahre 1349 wird in der Markgrafenstadt traditionell auch die Entstehung der Kulmbacher Braukunst verbunden. Zu Füßen der Plassenburg liegt der traditionsreiche Kulmbacher Mönchshof. Seit mehr als 600 Jahren wird auf diesem Areal, wo früher das Zisterzienserkloster Langheim stand, Bier gebraut. Außerdem sind im Mönchshof gleich drei Genuss-Museen beheimatet: das Gewürz-, das Bäckerei- und das Brauereimuseum. Im letzteren dreht sich alles um das „flüssige Gold“, das in Bayern, Franken und ganz besonders in Oberfranken eine so große Rolle spielt. Spannend: in der „Gläsernen Brauerei“ schaut ihr dem Braumeister direkt über die Schulter und in den Sudkessel und dürft aus dem Lagertank das Museumsbier probieren.

7. "Hopfen und Malz" im Stadtmuseum Neuötting

Die Wasnerbrauerei war eine von zahlreichen Brauereien, die Neuöttinger Geschichte schrieben.  © Stadtmuseum Neuötting

Nach Neuötting am Inn verirren sich nicht nur Pilgerer auf dem Weg nach Altötting. Auch Durstige zieht es seit Jahrhunderten schon in die oberbayerische Handelsstadt. Das Brauwesen war für eine Stadt wie Neuötting mit ihren zahlreichen großen Wochen- und Jahrmärkten schon seit dem Mittelalter von zentraler Bedeutung. Bereits um 1488/89 werden Bierbrauer in den Quellen erwähnt, dies könnt ihr im Stadtmuseum Neuötting noch genauer erkunden. „Müller, Stiegler, Rechl, Wasner …“, alles klangvolle Namen, die über viele Jahrzehnte das Brauwesen in Neuötting mit geprägt haben. Die Einzige, die sich bis heute gehalten hat und 2018 ihr 250 jähriges Jubiläum feiert, ist die Müllerbrauerei in der Burghauser Straße.

8. Wasserburger Bierkatakomben

Schön kühl: in den Bierkellern unter Wasserburg herrschen auch im Sommer frische 7 Grad.  © Bierkatakomben Wasserburg

Der Eingang ins Museum ist gut versteckt: durch ein Parkhaus gelangt ihr durch den Vorkeller in die Unterwelt, wo einige alte Holzfässer und weitere Brauerei-Utensilien bei dämmrigen Licht etwas von der früheren Atmosphäre in den Kellern erahnen lassen. Je weiter ihr hinabsteigt, desto kälter wird es (Jacke nicht vergessen!). Denn in den sogenannten "Sommerbierkellern" lagerte das im Winter eingebraute Sommerbier bei kühlen sieben Grad. Um das kurfürstliche Verbot des Bierbrauens von Georgi bis Michaeli (23. April bis 29. September) schlau zu umgehen, durch das es immer wieder zu Engpässen in der Bierversorgung kam, wurde das Sommerbier stärker eingebraut, doppelt gehopft und durfte ein bis zwei Pfennige je Maß teurer verkauft werden. Kein Wunder, dass ganz Bayern bis heute darauf abfährt! Die zwei ältesten Wasserburger Sommerbierkeller entstanden bereits 1785. Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen weitere 38 hinzu. Diese wurden – zum Teil auch zweckentfremdet - noch bis zur Betriebseinstellung von Bruck-Bräu 1977 und dem Ende letzten Wasserburger Brauerei Fletzinger-Bräu 1994 genutzt. 1995 nahm sich Witgar Neumaier Sen. ein Herz. Er sammelte Dokumente zur Erforschung ihrer Bau- und Betriebsgeschichte und motivierte eine Gruppe engagierter und handwerklich hoch begabter "Kellerfreunde" mit ihm zusammen das Museum zu den Wasserburger Bierkatakomben auszubauen. Und das ehrenamtlich!

Nathalie Schwaiger und Bianca Faletti