Almut Heise
21.09.2024 - 05.01.2025 ,
Staatliche Graphische Sammlung München in der Pinakothek der Moderne
- Museumscafé.
- Museumsshop.
Zweifellos zählt das Werk von Almut Heise (* Celle 1944) zu den konsequenten Positionen der Gegenwartskunst. Unbeirrt hat die Malerin über Jahrzehnte hinweg mit stoischer Gelassenheit und nonchalanter Unnachgiebigkeit ein einzigartiges malerisches und graphisches Œuvre geschaffen, das seinesgleichen sucht. Ihre veristischen Motive scheinen aus der Zeit gefallen, bestechen aber zugleich durch die eindrückliche Präsenz der dargestellten Interieurs und Menschen in einer überzeitlich anmutenden Gegenwart, die den alltäglichen Lebensraum der Protagonisten vergessen macht. Heises spröde Sujets werfen mehr Fragen auf, als dass sie Antworten geben. Fraglos hat die Künstlerin damit das Format zu einem „artistʼs artist“ – eine Wertschätzung der besonderen Art.
Der konzise über Jahrzehnte kontinuierlich fortgeführte zeichnerische Werkblock, der auf Interieurs und Porträts konzentriert bleibt, gibt einen Eindruck von der Präzision ihres zeichnerischen Denkens. Sind die Zeichnungen anfänglich noch vorbereitende Studien zu den Gemälden, so werden sie im Werklauf mehr und mehr zur autonomen Meisterzeichnung. Aus heutiger Sicht ist es in der Rückschau beeindruckend zu sehen, wie sich der Ausdruck in den Porträts über die Jahrzehnte hinweg subtil verändert. Feinsinnig erfasst die Zeichnerin Almut Heise in den Gesichtern ihrer Modelle die sich abzeichnenden veränderten Zeitläufe und spiegelt sie in den Porträtzeichnungen, welche entrückt von Zeit und Raum zu sein scheinen. Eben diese genaue Beobachtungsgabe macht die Relevanz ihres zeichnerischen Werkes aus. Heise reiht sich damit in eine lange Tradition der zeichnerischen Introspektion des menschlichen Antlitzes ein und schafft, ohne stilistische Anleihen zu nehmen, eine eigene Sicht auf den Menschen und sein Porträt.
Charakteristisch für ihr unverkennbares Œuvre ist ein leichthändiges Crossover von klassischen Sujets der Kunstgeschichte und Themen der Alltagskultur, die ihre Bildwelten und Porträts durchziehen und damit entgegen ihrer Stille eine gewisse Unruhe ausstrahlen, die die Betrachterinnen und Betrachter umtreibt.
Eintrag zuletzt geändert am 25.09.2024