Jan-Hendrik Pelz: Retrospektive IV
26.10.2024 - 26.01.2025 ,
MEWO Kunsthalle
Der Künstler Jan-Hendrik Pelz setzt sich in seiner "Retrospektive IV" betitelten Schau nicht nur selbst ein Denkmal, sondern auch seinem fiktiven Urgroßvater namens Jan Hendrik Pelz.
Nicht nur in der Malerei kommt es manchmal auf einen Strich an. In den jeweiligen Stilen der Zeiten, die der Urgroßvater durchlebt haben soll, schafft Pelz Gemälde, die uns auf den ersten Blick in die Vergangenheit entführen und zudem die immerwährende Suche des eigenen Stils aller Kunstschaffenden thematisieren.
In dieser Ausstellung geht die künstlerische Arbeit weit über die Erfindung von Bildern hinaus. Der 1984 geborene Künstler Jan-Hendrik Pelz malt nicht nur Bilder, welche sich in ihrer Motivwahl, Malweise und Farbigkeit an künstlerische Positionen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anlehnen; er erfindet den Künstler gleich mit dazu. Er behauptet, der Künstler sei sein eigener bislang wenig bekannter Urgroßvater, Jan Hendrik Pelz (*1884), gewesen – mit fast gleichen Namen und wie er am 8. Februar geboren.
Diese Retrospektive umfasst also eine Schaffensphase von Jan-Hendrik Pelz (*1984) und gleichzeitig das Gesamtwerk von Jan Hendrik Pelz (*1884). Die vermeintliche Auseinandersetzung eines Werks mit dem eigenen Leben, mit den Zeitläuften, den historischen und politischen Umständen wird hier zur Auseinandersetzung mit der Geschichte. Jan-Hendrik Pelz erfindet einen Künstler, der den ersten Weltkrieg in aller Härte erlebte und sich nach dem zweiten Weltkrieg der Abstraktion zuwandte; eine Künstlerpersönlichkeit wie es viele gegeben hatte, im Schatten der auf große Namen konzentrierten Kunstgeschichte. Mit großem Schalk arbeitet er an einem ‚historischen‘ Werk, er malt Bilder im Stil der Zeit, trägt die Farbe dabei so auf, dass sie schneller rissig wird und altert sie zudem künstlich. Alle Arbeiten sind zweifach datiert, das erste Datum ist Teil des Titels und behauptet die historische Entstehung, das zweite ist die tatsächliche Datierung.
Museale Institutionen arbeiten immer wieder mit historischen Positionen, die neu entdeckt werden; sie suchen geradezu nach 'neuem' ungesehenen Material. Der kunsthistorische Spaß der Erfindung hinterfragt auch diese Faszination.
Eintrag zuletzt geändert am 30.10.2024