Harald Erath: Monument der Haltbarkeit
19.10.2025 - 16.11.2025 ,
Kornhäuschen
Die Ausstellung "Monument der Haltbarkeit" von Harald Erath findet im Kornhäuschen und im Glashaus des Arkadenhofs statt. Der Künstler inszeniert ein Ritual der Transformation, das zwischen Tod, Konservierung und der Sehnsucht nach Unsterblichkeit oszilliert.
Seine Materialien sind nicht erhaben, sondern alltäglich: Fleisch, Speck, Styropor, Salzlake. Doch gerade im Banalen öffnet sich das Mythische, die Frage, wie Körper und Nahrung in den Kreislauf des Lebens eingehen und wie Erinnerung im Stofflichen Gestalt annimmt.
In einem Pavillon: Ein Aquarium, gefüllt mit Salzlake und schweren Stücken rohen Schweinebauchs. Der Prozess der Haltbarmachung wird hier zur Allegorie der Erlösung, vom Tod zur Konservierung, von der Endlichkeit zur Dauer. Nahrung, die sonst verzehrt und vergessen wird, erhebt sich zur Ikone des Kreislaufs, durch unser Konsumieren eingeschrieben in den Traum von Unsterblichkeit.
Im Gegenüber: Ein Kühlschrank, darin ein mit Schinkenspeck gespickter Styroporkegel, der kristalline Auswürfe ansetzt, ein paradoxes Monument, in dem sich Bewahrung und Zerfall unauflöslich durchdringen.
Im Glashaus des Arkadenhofs erhebt sich schließlich die dampfende Stufenpyramide aus roten Fleischerkisten. Sie ist Monument und Ritualarchitektur zugleich, eine Chiffre für Herkunft und Erinnerung, zugleich Sinnbild für das menschliche Ringen nach Dauer, Erhebung und Überstieg über die Vergänglichkeit. Der Nebel, der den Raum erfüllt, verwandelt die Szenerie in eine Art Kathedrale des Profanen, in der Fleischerkisten zu Reliquiaren einer Gesellschaft werden, die ihre eigene Sterblichkeit über Konsum und Konservierung zu überwinden sucht.
Eraths Arbeit ist zugleich Meditation und Kritik. Sie legt offen, wie sehr unser Streben nach Dauer, Reinheit und Unsterblichkeit im Materiellen gründet und wie fragil die Monumente sind, die wir errichten.
Harald Erath (1984 in Singen am Hohentwiel geboren) studierte Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sowie Bühnen- und Kostümbild an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Heute lebt und arbeitet er in Zürich. Seine Arbeiten zwischen Malerei und Installation verbinden spätmittelalterliche Ikonografie mit Fragen von Identität, Sichtbarkeit und Wahrnehmung.
Eintrag zuletzt geändert am 17.11.2025