Gudrun Brüne
Maskiert
24.01.2025 - 13.04.2025 ,
Galerie Noah
Studio-Ausstellung mit Malerei aus den letzten 15 Jahren.
Freud und Leid, Euphorie, Trauer, ja, Leben und Tod liegen oft nah beieinander. So auch bei Gudrun Brüne, die große, vielleicht größte Malerin der DDR, bedeutende, emanzipierte Künstler-Gattin von Bernhard Heisig, oft in dessen Schatten gestanden, manchmal beabsichtigt, immer aber zu Unrecht. Sie, tief beseelt, von ernstem, plötzlich heiter bis humorvollem Gemüt, hinterlässt uns ein Oeuvre, das ihre Geschichte erzählt, in einzigartigen, fesselnden Allegorien, von einem Leben unter Männern, an der Seite einer Legende, in der DDR wie im wieder vereinten Deutschland: Gudrun Brüne ist am 25. Januar 2025, einen Tag nach der Ausstellungseröffnung, nach langer Krankheit verstorben. Wir trauern um eine in jeder Hinsicht unvergessliche, liebenswerte wie begnadete Künstlerin, die in ihren Bildern für uns weiterlebt.
1941 in Berlin geboren, ist sie erst Schülerin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, später Atelier-Mitarbeiterin, seit 1991 dann die Ehefrau von Bernhard Heisig. Sie ist Mitglied der Sektionsleitung Maler/Grafiker des Verbandes Bildender Künstler der DDR, bekommt Lehraufträge, 1987 den Kunstpreis der DDR, schon ein Jahr später eine Beteiligung an der Biennale in Venedig. In den 1990er Jahren wird sie verstärkt in den USA gezeigt, immer wieder in Berlin, Hamburg, Leipzig wie im Rest der Republik.
Früh schon entwickelt sie stilistische Eigenständigkeit, einen starken Willen, als Malerin wahrgenommen zu werden: Im altmeisterlichen, surreal anmutenden bis magisch realistischen Stil hinterfragt sie Weiblichkeit wie Schönheitsideale, kämpft für Emanzipation, entgegen einer bis heute oft geschönten, wenig authentischen, im wahrsten Sinne maskierten Haltung der Frau, quer durch alle Mythen und Sagen, religiösen Stoffe wie unsere echte, irdische Gegenwart. Sie ist, sie war die kluge Frau hinter und neben Bernhard Heisig, der mit ihr nicht zuletzt seine Bilder des Nachts durchdiskutierte und oft ihrem Urteil anpasste. Sie wusste genau um das weibliche Rollenspiel; als Künstlerin deckte sie auf, legte den Finger mutig in die Wunde, auf sonderliche, beinahe tragikomische Art und Weise.
Eintrag zuletzt geändert am 04.02.2025