EXxistenzialismus
01.11.2023 - 03.12.2023 ,
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Zwei Generationen nach den NS-Verbrechen sind Antisemitismus und Rassismus wieder auf dem Vormarsch. Rechtspopulistische Thesen werden gesellschaftlich wieder salonfähig gemacht und in Europa erhalten national-konservative Parteien immer mehr Zustimmung. Vor diesem Hintergrund scheinen die Fragen, die der kurz nach dem 2. Weltkrieg entstandene Existenzialismus aufwirft, aktueller denn je: Wie frei sind wir als Individuum? Wer trägt die Verantwortung - Wer trägt die Schuld?
Der Freiheitsverlust durch Kriegsgefangenschaft war für Jean-Paul Sartre, der Gründerfigur des Existenzialismus, die Initialzündung zum Verfassen seiner Werke. Schon während seiner Haft, unter dem Eindruck von Tyrannei der Nationalsozialisten, entstand der Kern seiner Philosophie: „Der Mensch ist Freiheit. Ohne Halt und ohne vorgegebene Werte muss er sich vor sich selbst verantworten, was er ist und tut.“
War die Existenzialismus-Bewegung in ihren Anfängen, auf den Menschen und sein politisches Aktions-Umfeld fokussiert, kommt seit der Moderne ein weiteres, ein wahrlich existenzielles Element hinzu. Die aktuell Zuspitzung der Umwelt- und Klimaproblematik hat dazu geführt, dass eine junge Generation auf den Straßen ihre Verzweiflung zum Ausdruck bringt. Der Zustand unserer Umwelt, der zur wissenschaftlichen Bezeichnung „Anthropozän“ für die Zeit ab 1950 geführt hat, macht uns bewusst, dass wir bei existenziellen Fragen auch auf die Natur mit ihrem Ökosystem, das durch das Artensterben maßgeblich beeinträchtigt wird, ein Augenmerk legen müssen und drängender Handlungsbedarf besteht.
Die Ausstellung „Exxistenzialismus“ im Segment #1 der Kongresshalle nähert sich zum einen der Frage nach einem (notwendigen) Wandel unserer Erinnerungskulturen, zum anderen nach dem Umgang mit unserer Umwelt: Was wäre, wenn Erinnerungsorte nicht nur die Vergangenheit durch mahnende Rituale entlasten, sondern ein neues Handlungsfeld eröffnen?
Eintrag zuletzt geändert am 20.09.2024