Getrennt & vereint
Die Münchner Arbeiterbewegung im Kampf um die Republik 1919-1922
22.09.2023 - 27.10.2023 ,
Seidlvilla
Die Frage nach den Wurzeln und den Gefährdungen der Demokratie in Deutschland führt zwangsläufig zur Weimarer Republik. Diese – oft als Republik ohne Republikaner bezeichnet – wird meist von ihrem Untergang her betrachtet und bewertet, was ihren Beginn in den Hintergrund geraten ließ. Die lange Zeit „vergessene Revolution“ von 1918/19 entfachte indes angesichts des 100jährigen Jubiläums eine neue Debatte. Das „Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V.“ setzt mit seiner aktuellen Ausstellung unmittelbar an den blutigen Ereignissen an, die sich Anfang Mai 1919 in der Landeshauptstadt abgespielt hatten. Bürgerkrieg sowie rechtlicher und mentaler Ausnahmezustand bildeten den Ausgangspunkt für den jungen Freistaat, dessen Ausrichtung hoch umstritten blieb.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die drei Arbeiterparteien – MSPD, USPD (beide am Ende wieder vereint) und KPD – sowie die Gewerkschaften. Sie versuchten unter schwierigsten Verhältnisse die politischen und sozialen Errungenschaften der Revolution zu verteidigen. Fortschrittliche Anliegen und alle Versuche, das Los der in höchst prekären Lebensverhältnissen lebenden Arbeiterbevölkerung zu verbessern, stießen auf erbitterten und gut organisierten Widerstand. Die bereits in der Monarchie etablierten Eliten behielten ihre Machtpositionen, neue Bewegungen wie etwa diverse Wehverbände oder der Nationalsozialismus etablierten schon Anfang der 1920er Jahre ein Klima der Gewalttätigkeit. Ein Überhang vormoderner Mentalitäten tat ein Übriges zur Restauration der Vorherrschaft der konservativen Kräfte. Die Republik blieb somit über Jahre akut bedroht und taumelte von einer Krise zur nächsten. Von einer demokratisch-rechtsstaatlichen „Normalität“ konnte im dargestellten Zeitraum in Bayern nie die Rede sein. Dafür sorgten die Feinde der Republik mit allen Mitteln.
Eintrag zuletzt geändert am 28.10.2023