Unschuldige Betrügereien
Reproduktionsgrafik nach Handzeichnungen
15.02.2023 - 31.03.2023 ,
Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Die Ausstellung versammelt Blätter aus bedeutenden Mappenwerken nach Handzeichnungen der Zeit, wie etwa dem „Recueil Jullienne“ (1726), den „Prints in Imitation of Drawings“ (1732–1736), den „Disegni originali d‘eccellenti pittori“ (1774–1782), dem „Liber veritatis“ (1777/1819) oder der „Hofbibliothek zu Wien“ (1785) – darunter auch Blätter aus dem Kompendium von Reproduktionsstichen des Radierers Bernard Picart (1673–1733), das 1734 postum unter dem Titel „Impostures innocentes“ (etwa: „Unschuldige Betrügereien“) erschien. Anders als der Titel vermuten lässt, zielte Picart jedoch nicht auf Täuschung. Vielmehr sollten Gemälde und Zeichnungen verschiedener Meister in der Reproduktion dem direkten Vergleich zugänglich gemacht werden. Auf diese Weise begründeten Mappenwerke wie die „Impostures innocentes“ oder der etwa zeitgleich entstandene, ungleich berühmtere „Recueil Crozat“ (1729) ein Publikationsformat, das dem Studium von Malerei und Zeichnung neue Wege ebnete.
Die Ausstellung wirft somit auch Schlaglichter auf die Kunstkennerschaft des 18. Jahrhunderts und ruft einmal mehr in Erinnerung, wie sehr Kennerschaft und Kunsthistoriographie lange Zeit auf Bilder angewiesen waren, für die zwar unisono „Originaltreue“ in Anspruch genommen wurde, die jedoch ihre Vorlagen mitunter recht eigensinnig wiedergaben.
Eintrag zuletzt geändert am 27.02.2025